Berlin. Die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs läuft, doch für eine Tradition nimmt sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) trotzdem Zeit: den Empfang der Narren aus ganz Deutschland. Rund 100 Karnevalisten, darunter die Vereinigung der Badisch-Pfälzischen Karnevalvereine, gaben sich im Kanzleramt die Ehre – und Scholz zeigte sich von seiner jecken Seite.
Ein Kanzler in Reimform Der Bundeskanzler, der am Vormittag noch mit Wirtschaftsvertretern in Görlitz debattierte, landete mit leichter Verspätung per Bundespolizei-Hubschrauber in Berlin – aber rechtzeitig genug, um die Narren gebührend zu begrüßen. Und es kam noch besser: Olaf Scholz wagte sich erneut in die hohe Kunst der Büttenrede!
„Ach wär ich nur ein einzig‘ Mal, ein schmucker Prinz im Karneval. Hab ich als Nordlicht nie gedacht und trotzdem immer wieder mitgelacht“, reimte Scholz und begeisterte damit seine bunt kostümierten Gäste. Auch politische Töne ließ er einfließen: „Demokratie, das ist die Macht der Vielen, und viel zu wichtig, um damit zu spielen.“ Die Narrenschar quittierte es mit Applaus.
Pfalzgraf, Prinzessinnen und ein besonderer Hoppeditz Von der Westpfalz bis nach Ludwigshafen war die badisch-pfälzische Delegation mit schillernden Kostümen vertreten. Pfalzgraf Johann Casimir IV (Walter Rupprecht) samt Gemahlin Lutrina 186. (Kristina Mai) beeindruckten den Kanzler mit ihrer historischen Tracht. Besonders angetan war Scholz von Kristina Mais kunstvoll geschnitztem Zepter mit einer Hoppeditz-Figur. „Jedes Jahr wird eine neue geschnitzt? Eine schöne Tradition!“, staunte der Kanzler.
Auch Rowena I. aus Ludwigshafen erregte Scholz‘ Aufmerksamkeit. Die Jubiläumsprinzessin berichtete von ihrem intensiven Engagement als Trainerin der Garden und Schautanzgruppen. „Drei Wochen Urlaub nur für den Karneval? Respekt!“, zeigte sich der Kanzler beeindruckt. Als sie ihn schließlich um ein Selfie bat, war Scholz sofort dabei (Bild oben).
Olaf Scholz: Selfie-König des Karnevals? Das Kanzleramt glich einem Fotostudio: Scholz posierte mit Prinzessinnen, Pfalzgrafen und Garden, stets mit einem Lächeln auf den Lippen. „Mein Wahlkampf hat mich auch schon auf viele Bühnen geführt, aber wer weiß, ob ich so viele Auftritte wie Ihr in der Session habe?“, witzelte er in Richtung der Karnevalisten.
Nicht nur Scholz bekam Orden verliehen – auch Staatssekretärin Heike Raab in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz durfte sich über gleich vier Karnevalsorden freuen. Ein Tag voller Frohsinn und Tradition, an dem sich auch der sonst so sachliche Kanzler von seiner ausgelassenen Seite zeigte.
Und wer weiß? Vielleicht trägt er im nächsten Jahr statt Anzug und Krawatte ein schmuckes Prinzenkostüm.
(Bilder: Vereinigung Badisch-Pfälzischer Karnevalvereine e.V.)