Mo., 22.04.2024 , 11:36 Uhr

Baden-Württemberg: Asiatische Hornisse breitet sich besonders in Nordbaden „massiv“ aus – 2000 Nachweise 2023 (mit Grafik)

Baden-Württemberg. Die Asiatische Hornisse hat sich 2023 in Baden-Württemberg weiter ausgebreitet. Inzwischen gibt es Nachweise vom Bodensee bis ins Tauberland, wobei Nordbaden weiterhin einen Verbreitungsschwerpunkt darstellt, teilte das Umweltministerium mit. Über eine eingerichtete Meldeplattform gingen in 2023 rund 2000 bestätigte Nachweise der Asiatischen Hornisse ein. 550 Nester wurden gemeldet, von denen ein Großteil im Auftrag der Naturschutzverwaltung entfernt wurde. Es sei auch von einer hohen Dunkelziffer von nicht entdeckten Nestern auszugehen. Bereits Anfang Februar wurden die ersten Königinnen in Baden-Württemberg in Nordbaden gesichtet, hieß es in einer Mitteilung.

Runder Tisch zur Asiatischen Hornisse

Das Ministerium habe aufgrund der enormen Zunahme von Meldungen die Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim zur Unterstützung der zuständigen Naturschutzverwaltung mit der landesweiten Koordination von Maßnahmen gegen die Asiatische Hornisse beauftragt.

Im Rahmen eines auf zwei Jahre angelegten Projekts werden dort zentral für Baden-Württemberg die eingehenden Meldungen überprüft, Vorbereitungen zum Fang von Königinnen und zur Nestentfernung getroffen sowie Forschung und Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Begleitet werden die Arbeiten von einem „Runden Tisch Asiatische Hornisse“ unter der Leitung des Umweltministeriums, an dem die zuständigen Behörden aus den Bereichen Naturschutz und Imkerei, Fachexperten und Vertreter der Imkerverbände regelmäßig zusammenkommen und Strategien zum Umgang mit der Art weiterentwickeln. Zudem solle es einen stetigen Austausch mit anderen betroffenen Bundesländern sowie den Bundesbehörden geben.

Asiatische Hornisse wird sich weiter etablieren

Trotz aller Bemühungen stehe für die Fachbehörden und Experten fest, dass sich die Art in Baden-Württemberg nicht mehr beseitigen lasse und sich weiter etablieren wird. Deshalb liege der Fokus auf der Minimierung von Schäden in der Imkerei und im Obst- und Weinbau sowie der Entfernung von Nestern.

Als besonders effektiv gelte das frühe Aufspüren von Königinnen und Gründungsnestern und deren Beseitigung im Frühjahr. Deshalb wird die Bevölkerung gebeten, bei Sichtungen der Hornisse oder ihrer Nester diese umgehend über die Meldeplattform zu melden.

Grafik – Hornissen im Vergleich

Massive Ausbreitung in zehn Jahren 

Die invasive gebietsfremde Art wurde 2004 erstmals im Südwesten Frankreichs nachgewiesen. 2014 erfolgten die ersten Nachweise für Deutschland in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Bis ins Jahr 2022 verlief die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse in den südlichen und westlichen Bundesländern eher zögerlich. Im Jahr 2023 kam es unerwartet zu einer massiven Ausbreitung. Eine Karte der verifizierten Nachweise zeigt die aktuelle Verbreitung in Deutschland.

Asiatische Hornisse baut zwei verschiedene Nester

Im Laufe einer Saison baut die Asiatische Hornisse zwei unterschiedliche Nester. Im Frühjahr wird von der Königin zunächst ein sogenanntes Primär- oder Gründungsnest angelegt. Hier schlüpfen im Mai/Juni die ersten Arbeiterinnen. Jede Königin baut nur ein Gründungsnest pro Jahr, häufig an einem geschützten Ort, wie in kleinen Gartenhütten oder Holzschuppen. Meist hängen die bis zu handballgroßen Nester frei von der Decke.

Im Verlauf des Sommers wird ein zweites, größeres Nest angelegt, das sogenannte Sekundär- oder Filialnest. Ein Großteil davon befindet sich in Bäumen, in einer Höhe von mehr als zehn Metern. Nestgrößen von einem Meter Höhe und 50 bis 80 cm Breite sind keine Seltenheit. Das Volk kann im Frühherbst auf bis zu 2000 Tieren anwachsen. Ein Volk kann dabei in der Summe mehrere hundert Tiere – Königinnen und Drohnen – produzieren.

So ernährt sich die Hornisse 

Die Asiatische Hornisse ist ein sogenannter Nahrungsgeneralist und kann vielfältige Nahrungsquellen für sich nutzen. Arbeiterinnen ernähren sich vor allem von kohlenhydratreicher Nahrung wie Nektar oder Obst. Für die Larvenaufzucht wird proteinhaltige Nahrung benötigt, erbeutet werden vor allem fliegende Insektenarten. Noch liegen nach Angaben des Umweltministeriums keine gesicherten Erkenntnisse über den Einfluss auf heimische Arten vor.

Vom Sommer bis in den Herbst hinein können Honigbienen jedoch einen Großteil der Nahrung darstellen, was zur Schädigung von Bienenvölkern führen kann. Die rückkehrenden Honigbienen werden vor dem Bienenstock in der Luft von Asiatischen Hornissen abgefangen. Auch ein Eindringen in Bienenvölker wurde bereits festgestellt. Die Ausbreitung der Art wird daher vor allem von Imkern mit Sorge betrachtet. In anderen europäischen Ländern auch Fraßschäden im Obst- und Weinbau dokumentiert.

Grundsätzlich verhalte sich die Art wenig aggressiv und Stiche seien vergleichbar mit denen der heimischen Europäischen Hornisse oder Wespe, dennoch könne es in Einzelfällen zu allergischen Reaktionen kommen. Von Nestern sollte Abstand gehalten und diese nur von Personen mit Fachkenntnis und Schutzausrüstung entfernt werden. (dls)

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