Mo., 02.10.2023 , 11:40 Uhr

Baden-Württemberg: KI-Update für die Wirtschaft im Südwesten - Land macht sich Hoffnung

Baden-Württemberg erhofft sich durch Künstliche Intelligenz einen Schub für den Wirtschaftsstandort. Dabei soll Gründerförderung und Vernetzung mit den Hochschulen helfen. Doch die Interessen von Wirtschaft und Forschung gehen jedoch nicht immer Hand in Hand.

Stuttgart. Bei der Förderung von Start-ups im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) hofft die Landesregierung von Baden-Württemberg die Stärken des Landes ausspielen zu können. Die Verbindung aus starker Industrie und technisch-naturwissenschaftlicher Forschung biete hohes Potenzial für Innovationen, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium in Stuttgart. Der Schwerpunkt liege daher bei der Förderung von Gründern auf B-to-B-Geschäftsmodellen, also solche Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen für andere Unternehmen entwickeln.

Anfang August hatte das Land mitgeteilt, sechs Gewinner eines Innovationswettbewerbs bis Ende 2024 mit insgesamt rund 900 000 Euro zu fördern. Das Motto lautete «Sicherheit mit und für KI». «Die Bedeutung von Cybersicherheit, Datenschutz und sicherer Automatisierung wird weiter zunehmen», sagte damals Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU).

Christian Wressnegger vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sieht das ähnlich. In der IT-Sicherheit setzt man dem Experten zufolge Künstliche Intelligenz proaktiv ein. Es gehe darum, Schwachstellen in den Systemen schneller zu finden, als dies ein potenzieller Angreifer tut. Auch darüber hinaus seien KI-Methoden dort sinnvolle Unterstützer, wo Datensätze zu groß sind, als dass ein Mensch diese auswerten und Zusammenhänge erkennen könnte.

Die Industrie sieht «gigantische» Potenziale. «Angesichts der aktuellen gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist es für den Standort Baden-Württemberg zentral, die Finanzierung innovativer und wachstumsstarker Unternehmen sowie Start-ups weiter zu verbessern und auszubauen», sagte der Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages (BWIHK), Christian Erbe.

Bei der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sieht er jedoch Vermittlungsbedarf. «Eine Forschungseinrichtung will in der Regel Projektergebnisse veröffentlichen, das Unternehmen will diese geheim halten», so Erbe. Die IHKs könnten sich eine Art Kooperations-Coach vorstellen, der Unternehmen, Hochschulen und Institute hierbei berät. Wressnegger sieht die Spitzenforschung aber auch zeitlich meist ein gutes Stück von der Marktreife entfernt. Das letzte Wegstück in der Entwicklung von Produkten müsse die Wirtschaft gehen.
Die Gewerkschaften attestieren Regierung und Unternehmen noch grundsätzlichen Bedarf zum Nachsteuern, damit sich die Nutzung von KI für Beschäftigte positiv auswirkt. Der baden-württembergische DGB-Chef Kai Burmeister fordert eine Bildungsoffensive für digitale Kompetenzen. «Jetzt ist die Zeit, um ins Handeln zu kommen», sagte er.

Lehrkräfte machten einen tollen Job, jedoch sei das Bildungssystem im Südwesten unterfinanziert. Deshalb litten sie unter Personalmangel, hoher Arbeitsbelastung, wenig Schulungsmaßnahmen und schlechter technischer Ausstattung. Der DGB-Chef erneuerte seine Forderung nach der Einrichtung einer Landesagentur für Digitalisierung.
Aber auch die Unternehmen sieht Burmeister in der Pflicht. «Es gibt eine gewaltige Qualifizierungsaufgabe», so Burmeister. Um Beschäftigte schützen zu können, bräuchten etwa Betriebsräte mehr technische Expertise. Sie müssten bei der Einführung von KI frühzeitig und umfassend eingebunden werden. Das fördere auch die Akzeptanz innerhalb der Belegschaft. (dpa)

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