Di, 26.09.2023 , 09:16 Uhr

Baden-Württemberg: Ministerium sieht „Direkteinstieg Kita“ als Erfolg gegen Personalmangel

Ungenügend beaufsichtigte Kinder und kranke Mitarbeitende: Der Personalmangel in Kitas und seine Auswirkungen sind seit Jahren Thema. Das Land bietet neue Ausbildungswege an, feiert einen Erfolg – und doch wirkt es nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Stuttgart. Der Personalmangel in den Kindertagesstätten im Südwesten ist bereits akut, zudem steigt der Bedarf der Eltern an Kinderbetreuung. Um möglichst schnell sozialpädagogische Fachkräfte zu gewinnen, will das Land Menschen mit Berufsausbildung mit einem neuen Ausbildungsprogramm einen Quereinstieg als Erzieherin oder Erzieher ermöglichen. Im bisherigen Echo auf das Angebot sieht es einen ersten Erfolg. Für die verkürzte Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten hätten sich im September 601 potenzielle Quereinsteigerinnen und -einsteiger interessiert.

Sie beginnen nach Angaben des Kultusministeriums an den 15 öffentlichen und 9 privaten Schulstandorten im Südwesten mit ihrer Ausbildung und können innerhalb von zwei Jahren den Berufsabschluss erwerben. Parallel zur Ausbildung arbeiten sie bereits in der Kita. Die von drei auf zwei Jahre verkürzte Dauer und die höhere Bezahlung begründet das Kultusministerium mit der bereits bestehenden Berufsausbildung. Der Bildungsgang war als Pilotversuch im vergangenen Februar in Weinheim gestartet.

«Ich freue mich, dass so viele Direkteinsteigerinnen und Direkteinsteiger sowie Kita-Träger und Ausbildungsschulen für das neue Ausbildungsmodell gewonnen werden konnten», sagte der für den frühkindlichen Bereich zuständige Staatssekretär Volker Schebesta. «Der neue Bildungsgang ist ein wichtiger Baustein, um die Personalsituation in unseren Kindertageseinrichtungen zu verbessern.»

Die Zeit drängt. Bereits vor einem Jahr hatte die Bertelsmann-Stiftung gewarnt, es gebe zu wenig Kita-Plätze, um die Nachfrage zu decken. Baden-Württemberg könne den Bedarf trotz eines massiven Ausbaus in den vergangenen Jahren bei weitem nicht decken und unterlaufe damit in vielen Teilen des Landes den Rechtsanspruch der Eltern auf eine Betreuung.

Nach einer Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem vergangenen Oktober fehlen im Jahr 2023 rund 57 600 Kitaplätze. Um diese Plätze zu schaffen, müssten die Kommunen als Kita-Träger zusätzlich 16 800 Fachkräfte einstellen. Die Stiftung schätzt die Kosten dafür auf über 700 Millionen Euro jährlich – weitere Betriebs- und Baukosten noch nicht eingerechnet. (dpa)

baden-württemberg Kita Personalmangel
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

21.02.2024 Baden-Württemberg: Nur wenige Anträge zur Absenkung von Standards in Kitas gestellt Seit Dezember können Träger von Kitas freier entscheiden, Personalvorgaben befristet zu lockern. Gebrauch gemacht hat davon bisher noch keine Kita – laut Städtetag stehen viele in den Startlöchern. Stuttgart. Gut zwei Monate, nachdem das Land den Weg für mehr Flexibilität beim Umgang mit Personalvorgaben in Kindertagesstätten frei gemacht hat, haben nur wenige Träger einen entsprechenden 23.04.2024 Baden-Württemberg: Schüler fordern Meldestellen wegen Zunahme an Gewalttaten Stuttgart. Der Landesschülerbeirat hat mit Blick auf die Zunahme von Gewalttaten an Schulen unabhängige Meldestellen für Schülerinnen und Schüler gefordert. An diese sollten sich die Kinder und Jugendlichen wenden können, wenn sie Opfer etwa von Gewalt, Diskriminierung und Rassismus geworden seien, teilte der Landesschülerbeirat (LSB) am Dienstag mit. Schülerinnen und Schüler würden «oft nicht ernst genommen» 23.04.2024 Baden-Württemberg: Gewalt an Schulen nimmt zu - Lehrer fordern mehr Sozialarbeiter Körperverletzungen, Bedrohungen und Raub: Das Spektrum von Straftaten an Schulen ist breit. Die Zahlen liegen mittlerweile deutlich über denen vor der Corona-Krise. Stuttgart. Die Zahl der Gewalttaten an Schulen hat laut Innenministerium zugenommen: So wurden im vergangenen Jahr 2545 entsprechende Straftaten gegenüber Schülern und Lehrern in Baden-Württemberg erfasst. Im Vorjahr waren es noch 2243 – 22.04.2024 Baden-Württemberg: Asiatische Hornisse breitet sich besonders in Nordbaden „massiv“ aus – 2000 Nachweise 2023 (mit Grafik) Baden-Württemberg. Die Asiatische Hornisse hat sich 2023 in Baden-Württemberg weiter ausgebreitet. Inzwischen gibt es Nachweise vom Bodensee bis ins Tauberland, wobei Nordbaden weiterhin einen Verbreitungsschwerpunkt darstellt, teilte das Umweltministerium mit. Über eine eingerichtete Meldeplattform gingen in 2023 rund 2000 bestätigte Nachweise der Asiatischen Hornisse ein. 550 Nester wurden gemeldet, von denen ein Großteil im Auftrag