Di., 04.03.2025 , 08:00 Uhr

Die Todesfahrt von Mannheim - was über sie bekannt ist

An Rosenmontag sind viele Menschen bei schönstem Wetter in der Fußgängerzone in Mannheim unterwegs. Plötzlich rast ein Auto durch die Menschenmenge. Wieder wird ein Fahrzeug als Waffe missbraucht.

Einmal mehr rast ein Auto in einer deutschen Stadt in eine Menschenmenge. Einmal mehr gibt es Tote zu beklagen. Und einmal mehr steht Mannheim unter Schock – nachdem es dort im vergangenen Jahr bereits zu einem tödlichen Messerangriff auf einen Polizisten gekommen war. Entsetzen und Trauer dürften auch den Tag nach der Bluttat beherrschen. Die wichtigsten Erkenntnisse über die Todesfahrt durch die Fußgängerzone:

Der Tatort

Die Tat ereignete sich mitten im Herzen Mannheims, der mit rund 320.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs – auf den Planken, der Haupteinkaufsstraße. Die Straße war laut Polizei nicht mit Pollern oder Absperrungen gesichert, weil es dafür keinen Anlass gegeben habe. Dort fahre die Straßenbahn entlang, zudem habe der Lieferverkehr Zugang zur Straße, sagt Mannheims Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer. «Es war ein ganz normaler Tag im Stadtleben von Mannheim.»

Der Ablauf

Am Rosenmontag sind viele Menschen auf den Planken unterwegs, die Sonne scheint, Passanten besuchen den Fasnachtsmarkt mit Dutzenden Imbissbuden und Fahrgeschäften. Um 12.15 Uhr rast ein Wagen mit hoher Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone, Hunderte Meter weit. Auf Höhe des Paradeplatzes rammt das Auto mehrere Passanten. Der Fahrer steuert nach Überzeugung der Ermittler bewusst auf seine Opfer zu. Die Polizei nimmt ihn kurze Zeit später fest. Am Ende ist der Tatort übersät mit Trümmern. Auch der schwarze Kleinwagen des Fahrers bleibt völlig demoliert zurück. Ein Augenzeuge berichtet.

Der Täter

Es handelt sich um einen 40-jährigen Deutschen aus Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz). Der Mann war Landschaftsgärtner. Ob er zum Tatzeitpunkt eine Arbeit hatte, wisse man nicht, sagt Staatsanwalt Romeo Schüssler. Er sei ledig, habe nach ersten Erkenntnissen der Ermittler keine Kinder und auch nicht in einer Partnerschaft gelebt. Man gehe davon aus, dass er alleinstehend war, so Schüssler.

Der Mann ist mehrfach vorbestraft. Der Staatsanwalt berichtet von einer Körperverletzung, für die er vor mehr als zehn Jahren eine kurze Freiheitsstrafe verbüßt habe, außerdem habe es einen Fall von Trunkenheit im Verkehr gegeben. Bei der letzten Tat handle es sich um ein Hassrede-Delikt aus dem Jahr 2018: Damals sei der Mann für einen Facebook-Kommentar zu einer Geldstrafe verurteilt worden.

Nun wird gegen ihn wegen zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes ermittelt. Bei seiner Festnahme soll sich der Mann mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen haben. Er liegt im Krankenhaus. Die Beamten hoffen, ihn am Dienstag vernehmen zu können.

Das Motiv

Die Todesfahrt hatte nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler keinen extremistischen oder religiösen Hintergrund. Die Motivation könne eher in der Person des Täters begründet sein, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Laut Polizei handelte es sich um eine gezielte Fahrt, bei der bewusst mehrere Personen erfasst wurden. Die Staatsanwaltschaft verwies auf Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Täters, weshalb sich die Ermittler auf diesen Aspekt konzentrieren.

Die Opfer

Bei der Todesfahrt starben eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann. Es gebe keine Erkenntnisse, dass Kinder betroffen sind, sagte der Präsident des Landeskriminalamts, Andreas Stenger. Elf Menschen wurden der Polizei zufolge verletzt, mehrere von ihnen schwer. Alle Verletzten wurden ins Krankenhaus gebracht.

Hier finden Sie die gesamte Pressekonferenz von Polizei, LKA und Staatsanwaltschaft im Video.

Die Folgen

Nach der Todesfahrt steht Mannheim unter Schock. Drei große Kaufhäuser in der Innenstadt bleiben am Dienstag geschlossen. Die Sängerin Maite Kelly sagte aus Respekt vor den Opfern ein für Mittwoch geplantes Konzert in Mannheim ab. Außerdem wurden mehrere für Dienstag geplante Fasnachtsumzüge in Baden-Württemberg abgesagt – nicht nur direkt in Mannheim, sondern unter anderem auch in Heidelberg und in Schwetzingen im Rhein-Neckar-Kreis.

Die Reaktionen

Zahlreiche Politiker wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und CDU-Chef Friedrich Merz bekundeten ihre Anteilnahme. Strobl räumte bei einem Ortsbesuch ein, dass es vollkommene Sicherheit nie geben werde. «Wir können auch nicht unsere Innenstädte zu umzäunten Festungen machen», sagte er. Strobls Statement in voller Länge finden Sie hier. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) versicherte den Bürgerinnen und Bürgern, dass der Staat alles in seiner Macht Stehende tue, um sie zu schützen – und betonte dennoch: «Das ist nun wirklich schwer zu ertragen und auszuhalten.» Winfried Kretschmann im Wortlaut.

Ebenso äußerten sich gestern Abend auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht.

Auch aus dem Ausland kamen Solidaritätsbekundungen: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron versicherte den Beistand seines Landes. «An alle Menschen in Mannheim, insbesondere an die Angehörigen der Opfer dieser Gewalttat, an das deutsche Volk. Frankreich steht an Ihrer Seite», schrieb er auf X.

Das könnte Dich auch interessieren

07.12.2025 St. Leon-Rot: Zwei Menschen sterben bei Brand in Einfamilienhaus St. Leon-Rot (dpa) – Bei einem Brand sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Feuerwehr sei am frühen Morgen über einen Brand in einem Einfamilienhaus in St. Leon-Rot (Rhein-Neckar-Kreis) informiert worden, sagte ein Polizeisprecher. Die Flammen seien gegen 3.00 Uhr in einem Haus in der südlich von Heidelberg gelegenen Gemeinde ausgebrochen. Warum es brannte, war zunächst unklar. Zu 06.12.2025 Neckarbischofsheim: Mit vier Promille und Kind im Auto unterwegs Neckarbischofsheim (dpa/lsw) – Ohne Licht, mit einem Kind im Auto und vier Promille Alkohol im Blut ist ein 42 Jahre alter Autofahrer von der Polizei in Neckarbischofsheim (Rhein-Neckar-Kreis) gestoppt worden. Zeugen waren auf das Auto aufmerksam geworden, weil es am Freitagabend mit Schlangenlinien durch die Gegend fuhr. Zu der auffälligen Fahrweise stellten die Beamten bereits vor der Kontrolle 06.12.2025 Ludwigshafen: Streit an Bushaltestelle - Mann beißt anderem Mann ins Bein Ludwigshafen (dpa/lrs) – Ein Mann hat an einer Bushaltestelle in Ludwigshafen einem anderen Mann in den Unterschenkel gebissen und ist anschließend in Gewahrsam genommen worden. Nach Polizeiangaben musste der 36 Jahre alte Tatverdächtige zuvor wegen seines Verhaltens einen Linienbus verlassen und geriet daraufhin an der Haltestelle in eine verbale Auseinandersetzung mit einer dreiköpfigen Gruppe. Als er währenddessen handgreiflich 06.12.2025 Walldorf: Mann will Lkw-Anhänger mit Händen stoppen und wird verletzt Walldorf (dpa/lsw) – Beim Versuch, einen tonnenschweren Anhänger eines Lastwagens mit bloßen Händen aufzuhalten, ist ein Mann in Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) schwer verletzt worden. Der 39-Jährige habe den Kippanhänger am Freitag auf einem Supermarktplatz abgestellt, teilte die Polizei mit. Als er mit dem Lastwagen wegfahren wollte, habe er im Rückspiegel gesehen, dass der Anhänger ins Rollen geraten war. Mit