Fr., 03.11.2023 , 16:03 Uhr

Heidelberg: Angst und Anpöbelungen sind für viele jüdische Studierende alltäglich - Innenminister Strobl zu Besuch

Von Pascal Eichner, dpa
Ängste und sehr persönliche Geschichten haben Studierende der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg mit Innenminister Thomas Strobl (CDU) geteilt. Der Minister besuchte die Hochschule am Freitag, dabei ging es neben Antisemitismus vor allem um das Thema Sicherheit. Es sei eine Schande, dass Juden Angst in Baden-Württemberg haben müssten, sagte der Minister. Sie habe Angst und schlafe nicht mehr gut, erzählte eine Studentin in der Diskussion. Ein anderer Student berichtet von Anpöbelungen und Beschimpfungen auf einer Kundgebung in Mannheim. Die Stimmung unter den Studierenden sei bedrückend, beschreibt Werner Arnold, Rektor der Hochschule für Jüdische Studien. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel gebe es zwar keine Panik, aber ein mulmiges Gefühl bei vielen. Minister Strobl betonte, Juden sollten in Baden Württemberg nicht nur sicher leben, sondern sich auch sicher fühlen können. Der Minister erklärte, die Sicherheitsmaßnahmen im Südwesten seien auf einem hohen Niveau. So seien die antisemitischen Straftaten im niedrigen dreistelligen Bereich. Zum überwiegenden Teil handele es sich dabei um Sachbeschädigungen. Es gebe wenige Gewalttaten, hieß es. Auch an Schulen im Südwesten ist trotz des Nahost-Konflikts die Zahl antisemitischer und anderer religiös oder ethnisch begründeter Diskriminierungen nicht auffallend stark gestiegen. Man sei sich aber bewusst, dass die gemeldeten Zahlen kein vollständiges Abbild der Verhältnisse zeigten, berichtete das Kultusministerium. Es gebe eine Dunkelziffer. „Die gesellschaftliche Stimmung ist wirklich angespannt“, sagte Lukas Stadler, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hochschule in Heidelberg und Promotionsstudent. Gemeinsam mit anderen Studenten stellte Stadler die Idee vor, mit Videos unter anderem in arabischer Sprache auf Social Media für Aufklärung zu sorgen. Das Problem sei, dass der Diskurs im Internet meist von den Extremen geführt werde. Von diesem Projekt war der Landesbeauftragte gegen Antisemitismus, Michael Blume, begeistert. Das sei genau, was er sich wünsche. Man solle den Terror ernst nehmen, sich aber nicht einschüchtern lassen. Das Projekt wolle er gerne finanziell unterstützen. Vor dem Gespräch mit den Studierenden wurden Blume und Innenminister Strobl durch die Hochschule und die Bibliothek geführt. Auch gab es ein Gespräch mit dem Rabbiner der Hochschule. „Es gibt auch Antisemitismus in Baden-Württemberg“, sagte Blume. Doch die Juden seien diesmal nicht allein, versicherte er dem Rabbiner. Schon am Donnerstagabend gab es in Mannheim ein Zeichen für gesellschaftlichen Frieden. Vertreter von israelitischen und muslimischen Religionsverbänden hatten sich zum Gespräch getroffen. In freundlicher und offener Atmosphäre diskutierten die Teilnehmer unterschiedliche Sichtweisen, wie eine Sprecherin mitteilte. Alle waren sich einig, dass es sowohl für Juden als auch für Muslime schwierige Wochen sind. (Pascal Eichner/lsw/mj)

Das könnte Dich auch interessieren

13.12.2025 Frankenthal: Einziger Gas-Untertagespeicher in der Region zur Hälfte voll Frankenthal (dpa/lrs) – Der einzige Gas-Untertagespeicher in Rheinland-Pfalz und im Saarland im pfälzischen Frankenthal ist dem Betreiber zufolge derzeit zu 50 Prozent gefüllt. «Der Inhalt besteht zu 25 Prozent aus Kundenmengen sowie zu 25 Prozent aus Mengen, die gruppenintern eingelagert wurden, um Schäden durch dauerhaft niedrige Füllstände zu vermeiden», sagte Geschäftsführer Markus Bastian von Enovos Storage GmbH der 13.12.2025 Landau: Post gegen Landauer Bürgermeister - Verdächtiger ermittelt Landau (dpa/lrs) – Polizei und Staatsanwaltschaft haben einen 49-jährigen Mann ermittelt, der bei Facebook zu Gewalt gegen den Bürgermeister von Landau aufgerufen hat. Der Mann gestand, den Aufruf im November verfasst zu haben, betonte jedoch, keinen tatsächlichen Angriff geplant zu haben. Bei einer Durchsuchung beschlagnahmte die Polizei zwei Mobiltelefone und einen Laptop. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in sechs weiteren 11.12.2025 Rheinland-Pfalz: Mehr Schutz für Kinder vor sexuellem Missbrauch Mainz. Rheinland-Pfalz verstärkt den Schutz für Kinder und Jugendliche vor allen Formen von Gewalt. So soll die Stelle eines unabhängigen Landesbeauftragten für sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen geschaffen werden, wie in einem Gesetz festgelegt ist, dass der Landtag jetzt beschloss. Wer die Stelle besetzen wird, ist noch offen. Der oder die Landesbeauftragte soll die 09.12.2025 Ludwigshafen: Ernennungsurkunde für neuen OB nächste Woche Ludwigshafen. Wechsel an der Spitze der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz: Die parteilose Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck wird ihrem Nachfolger Klaus Blettner (CDU) am 16. Dezember die Ernennungsurkunde für seine achtjährige Amtszeit überreichen. Offiziell tritt Blettner sein Amt zum 1. Januar 2026 an, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Der 58 Jahre alte Hochschulprofessor hatte sich in der Stichwahl