Landau. Der Platz vor der Marienkirche in Landau wird weiterhin Kardinal-Wetter-Platz heißen. Der nach Kardinal Friedrich Wetter benannte Platz soll jedoch künftig zu einem Gedenkort für Betroffene sexuellen Missbrauchs werden, teilte das Bistum Speyer am Sonntag mit.
Der Pfarreirat der Pfarrei Mariä Himmelfahrt habe beschlossen, dass eine Hinweistafel angebracht werde, die an Verdienste und Versagen von Kardinal Friedrich Wetter erinnere und schwere Fehler im Umgang mit sexualisierter Gewalt benenne. Der Platz solle damit die Erinnerungskultur aus Sicht der Betroffenen unterstützen und fördern.
Wetter hatte im vergangenen Jahr die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Landau zurückgegeben. Hintergrund ist ein Gutachten zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum München und Freising. Es kommt zum Ergebnis, dass Fälle in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden und wirft den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger persönlich Fehlverhalten in mehreren Fällen vor.
Wetter war Vorgänger von Kardinal Reinhard Marx im Münchner Bischofsamt und von 1982 bis 2008 Erzbischof der Diözese. Zuvor war er von 1968 bis 1982 Bischof von Speyer.
«Gedenken ist nicht nur Erinnern an Vergangenes, sondern wirkt in Gegenwart und Zukunft hinein», erklärte Dekan und Pfarrer der Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Axel Brecht. «Wir wollen bestehende Orte nicht auslöschen, sondern einen Kulturwandel anstoßen: Hinsehen statt wegsehen, Prävention ausbauen und für das Thema Gewalt- und Machtmissbrauch in allen Bereichen sensibilisieren.» Deshalb habe es die Entscheidung gegeben, den Platz nicht umzubenennen, sondern mit Hilfe der Hinweistafel ein differenziertes Wahrnehmen zu ermöglichen. (dpa)