Do., 06.06.2024 , 07:42 Uhr

Ludwigsburg: Mannheimer Vorfälle haben laut Politik-Experte wenig Einfluss auf Wahl

Zwei Politiker werden innerhalb weniger Tage verletzt und das kurz vor den Kommunal- und die Europawahlen. Haben die Schlagzeilen und Videos einen Einfluss auf das Verhalten bei den Wahlen?

Ludwigsburg/Mannheim. Angriffe wie der auf eine islamkritische Bewegung in Mannheim oder die Verletzung eines AfD-Kommunalpolitikers in derselben Stadt wirken sich nach Einschätzung eines Ludwigsburger Politikforschers kaum auf das Verhalten in den Wahlkabinen aus. «Das hat lediglich einen bestärkenden Einfluss auf Leute, die ohnehin die AfD wählen», sagte Rafael Bauschke, Professor für Politische Kommunikation an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg.

Heinrich Koch, AfD-Kandidat für die Kommunalwahl in Mannheim, war am Dienstagabend bei der Verfolgung eines Wahlplakate-Diebes mit einem Messer verletzt worden. Ein 25 Jahre alter Tatverdächtiger wurde gefasst und in einer Psychiatrie untergebracht. Erst am Freitag hatte ein mutmaßlich islamistisch motivierter Mann in Mannheim mehrere Menschen bei einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa mit einem Messer angegriffen, ein Polizist starb.

Wahlentscheidungen seien stets ein komplexes Phänomen, sagte Bauschke der Deutschen Presse-Agentur. «Da haben einzelne Ereignisse eine überschaubare Wirkung.» Außerdem gehöre Politik für viele Menschen nicht zum Lebensmittelpunkt. «Wenn man gerade in einem der Überschwemmungsgebiete ist, hat man andere Sorgen. Da sind die Leute singulär bei dem, was sie gerade am meisten interessiert oder umtreibt.»

Stärker schauten Wähler zudem auf ein Parteiverhalten, wenn es um grundsätzlichere und emotionalisierende Themen wie die Grundsteuer, die Genderdebatte oder das Bürgergeld gehe. Ein Fall wie der Angriff in Mannheim am vergangenen Freitag interessiere daher vor allem diejenigen, die ohnehin schon an Migration interessiert seien.

Natürlich passten die jüngsten Fälle in das Narrativ der AfD, Hauptopfer im laufenden Kommunal- und Europawahlkampf zu sein, sagte Bauschke. Viele Wähler wendeten sich allerdings aus anderen Gründen von der Partei ab. Dazu zählte er neben der Konkurrenz durch die neue Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auch die Vorwürfe gegen die AfD-Parlamentarier Maximilian Krah und Petr Bystron. Beide stehen seit Wochen wegen möglicher Verbindungen zu prorussischen Netzwerken in den Schlagzeilen.

Zuletzt haben politische Attacken gegen Politiker und Politikerinnen wiederholt für Schlagzeilen gesorgt. Unter anderem wurde in Dresden der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen. (dpa)

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