Mannheim. Etliche Städte im Südwesten entlasten Familien, wenn sie Stoff- statt Einwegwindeln für ihren Nachwuchs verwenden. Jetzt belohnt mit Mannheim auch eine der großen Kommunen das Umweltbewusstsein der Eltern. Zunächst bis Ende dieses Jahres sollen Zuschüsse von bis zu 100 Euro für Mehrwegwindeln gewährt werden. «So vermeiden wir nicht nur Plastikabfall, sondern schonen auch wertvolle Ressourcen, die bei der Herstellung von Einwegwindeln verbraucht werden», erklärte die unter anderem für Abfallwirtschaft zuständige Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne).
Die Alternative zu Einwegwindeln sind beispielsweise Baumwollwindeln mit Vlieseinlage, die durch eine Überhose zusammengehalten werden. Mit in der Regel einmaligen Prämien wollen viele Kommunen Eltern zum Umstieg animieren und so ihre Abfallmenge signifikant verringern.
Fast 95 Prozent aller Kinder in Deutschland tragen laut Bundesumweltministerium in den ersten Lebensjahren Einwegwindeln. In der gesamten Wickelphase kommt man demnach auf rund 5000 Windeln pro Kind, die Stadt Mannheim geht sogar von bis zu 6000 Stück aus. Täglich würden insgesamt zehn Millionen Einwegwindeln verbraucht, heißt es beim Bundesministerium. So kämen fast 155 000 Tonnen Windeln pro Jahr allein in Deutschland zusammen.
Zusätzlich sind bundesweit auch rund fünf Millionen Menschen von Inkontinenz betroffen. Allein in der ambulanten Versorgung durch die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen werden dem Ministerium zufolge täglich etwa 4,9 Millionen Inkontinenzprodukte eingesetzt.
Im Detail gibt es Unterschiede bei der Handhabung des Themas bei den Kommunen. Im Landkreis Calw etwa sind nur Babys im Alter von maximal sechs Monaten für eine Förderung von 50 Euro antragsbrechtigt. In Singen, Mannheim und Rheinstetten (Landkreis Karlsruhe) endet die Antragsfrist mit dem dritten Lebensjahr.
Die Kommunen heben die gesundheitlichen Vorteile von Stoffwindeln hervor: Es komme mehr Luft an Babys Popo. Durch weniger Einsatz von Chemie seien Reizungen, Hautinfektionen und Windelallergien seltener. Da es zudem in der Windel nicht so warm werde, könnten sich Keime schlechter vermehren als in Einwegwindeln. Zudem seien stoffgewickelte Kinder meist schneller trocken.
Mannheim betont auch wirtschaftliche Aspekte: Mehrwegwindeln seien im Vergleich zu Einwegwindeln günstiger. «Einmal angeschafft, können Mehrwegwindeln beliebig oft gewaschen, von Geschwisterkindern getragen oder nach der Wickelzeit weiterverkauft werden.» (dpa/lg)