Do., 17.04.2025 , 17:24 Uhr

Mannheim: Sieben neue Schweinepest-Fälle entdeckt

Bei Mannheim sind sieben nachweislich mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infizierte Wildschweine entdeckt worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut habe die Infektionen bestätigt, teilte die Stadt Mannheim mit. Damit wurden seit vergangenen August insgesamt neun infizierte Wildschweine in Baden-Württemberg entdeckt.

Alle wurden demnach wenige Hundert Meter von der Landesgrenze zu Hessen gefunden. «Die Fälle fügen sich in das grassierende Seuchengeschehen auf der hessischen Landesseite bei Lampertheim ein», teilte die Stadt weiter mit.

Maßnahmen sollen zunächst nicht verschärft werden

Insofern will Baden-Württemberg die bisher ergriffenen Schutzmaßnahmen nicht verschärfen. Es gebe keine veränderte Lagebeurteilung, sagte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Bisher sind nach Angaben der Behörden im Südwesten keine Bestände mit Hausschweinen von dem Virus betroffen. Die Stadt Mannheim wies jedoch darauf in, dass erweiterte Maßnahmen für die Zukunft nicht ausgeschlossen seien. Die Ausbreitung sei nach wie vor dynamisch.

«Oberstes Ziel bleibt es, die Tierseuche auf ein möglichst kleines Gebiet einzudämmen und einen Übertritt auf Hausschweinebestände zu verhindern, auch wenn es keine 100-prozentige Garantie gibt», sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk (CDU). Er appellierte auch an die Bevölkerung, etwa Absperrungen nicht umzustoßen, Tore geschlossen zu halten und keine Wurstreste in der Natur zu entsorgen.

Erstes infiziertes Wildschwein wurde im August 2024 entdeckt

Anfang August vergangenen Jahres hatte ein Jäger bei Hemsbach im Rhein-Neckar-Kreis ein sichtbar erkranktes Wildschwein erlegt, bei dem die ASP nachgewiesen wurde. Zuvor hatte es ASP-Ausbrüche in den Nachbarbundesländern Hessen und Rheinland-Pfalz gegeben. Der Fall im Rhein-Neckar-Kreis war der erste in Baden-Württemberg seit dem bislang einzigen Vorfall zwei Jahre zuvor im Kreis Emmendingen.

In Hessen sieht die Lage deutlich dramatischer aus: Dort wurden seit Juni 2024 rund 1.600 infizierte Wildschweine entdeckt, wie das Landwirtschafts- und Jagdministerium in Wiesbaden vor wenigen Tagen mitteilte. In Baden-Württemberg war Anfang März das zweite infizierte Wildschwein gefunden worden.

Sperrzone II betrifft Mannheim und Teile des Rhein-Neckar-Kreises

Nach dem Fund im August mussten die aufgrund der hessischen ASP-Fälle bereits eingerichteten Sperrzonen erweitert werden, wie das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart mitteilte. Aktuell erstreckt sich demnach die Sperrzone II auf den gesamten Stadtkreis Mannheim sowie Teile des Rhein-Neckar-Kreises.

Dort dürften Hausschweine nur mit Genehmigung transportiert werden, und nur wenn sie vorher auf das Virus getestet wurden, hieß es. Zudem müssten Schweinehalter besondere Sicherheits- und Hygienemaßnahmen einhalten. Eine erneute Anpassung der Sperrzonen sei derzeit nicht notwendig, teilte das Ministerium mit. Das Land hat demnach seit 2021 einen sehr niedrigen zweistelligen Millionenbetrag in Schutzmaßnahmen investiert.

Jagdverbot weitgehend aufgehoben

Das zu Beginn erlassene Jagdverbot wurde inzwischen weitgehend aufgehoben. Zunächst sei es wichtig gewesen, die Wildschweine im betroffenen Gebiet zu halten, um eine weitere Verschleppung des Virus durch eine Wanderung der Tiere zu vermeiden. Inzwischen wurden zahlreiche Zaunanlagen zur Begrenzung der Seuche erstellt, wie es in der Mitteilung hieß.

Ob Hobbyangler oder Erwerbsfischerei – die Menschen dürften öffentliche Wege nur noch bis zu 15 Meter weit verlassen, um an Gewässer zu gelangen. Auch wildes Campen bleibe weiter untersagt.

Um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, hat der Rhein-Neckar-Kreis zudem 90 Zentimeter hohe Elektrozäune entlang von Bundes- und Landstraßen, Bahntrassen oder Feldwegen aufstellen lassen. Sie werden durch Stromkästen mit Niedrigvolt-Batterien versorgt.

Virus ist auf den Menschen nicht übertragbar

Die ASP ist eine schwere, hochansteckende und unheilbare Virusinfektion, die ausschließlich Haus- und Wildschweine befällt und fast immer zum Tod der betroffenen Tiere führt. Auf den Menschen ist das Virus nicht übertragbar. Es ist nicht möglich, Schweine durch eine Impfung zu schützen.

Das Virus wird über den direkten Kontakt zwischen infizierten und gesunden Tieren übertragen, vor allem über Blutkontakt. Es kann aber auch indirekt über verschmutzte Gegenstände wie Werkzeuge, Autos, Schuhe, Lebensmittel oder über kontaminiertes Futter von einem Tier aufs nächste übergehen.

Für Betriebe kann die Krankheit existenzbedrohend sein

Für schweinehaltende Betriebe gilt ein Ausbruch der Krankheit als existenzbedrohendes Risiko. Neben der Tötung des Tierbestandes droht auch ein Verlust der Genetik und eine Bestandssperre mit daraus folgenden Platz- und Tierschutzproblemen.

Die ASP breitet sich nur vergleichsweise langsam aus, sie verschwindet aber auch nicht von selbst wieder. Der Erreger ist in der Umwelt und besonders im Blut extrem lange haltbar, weshalb sich beispielsweise lebende Wildschweine sehr lange an Kadavern infizierter Artgenossen anstecken können. (dpa)

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