Do, 27.04.2023 , 12:55 Uhr

Ludwigshafen: Trotz Kritik - BASF setzt weiter auf China als Wachstumsmarkt

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF setzt trotz Kritik weiter auf China als Wachstumsmarkt der Zukunft. Die Volksrepublik stehe für rund die Hälfte der weltweiten Umsätze in der Chemie, erklärte Vorstandschef Martin Brudermüller am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Mannheim die strategische Ausrichtung des Dax-Konzerns. Bei BASF stehe China aber nur für weniger als 15 Prozent des Gesamtumsatzes. Das Unternehmen strebe daher an, weiter hochprofitabel in China zu wachsen.

Die geplanten milliardenschweren Investitionen in diesen Markt seien wichtig für den Chemiekonzern, um fehlendes Wachstum in Europa auszugleichen. «Unser Heimatmarkt macht uns zunehmend Sorgen», sagte der Vorstandsvorsitzende. «Die Profitabilität ist bei weitem nicht mehr so, wie sie sein soll.» Im vergangenen Jahr sei in Deutschland etwa ein negatives operatives Ergebnis in Höhe von rund 130 Millionen Euro verbucht worden.

Kritiker warnen seit geraumer Zeit, BASF mache sich mit seinem wachsenden China-Geschäft nach teuren Abschreibungen in Russland erneut abhängig von einem autokratischen Regime. So fürchten Beobachter einen Angriff Chinas auf Taiwan. In der südchinesischen Provinz Guangdong baut BASF einen riesigen neuen Verbund-Standort – es soll der drittgrößte des Unternehmens werden und bereits der zweite dieser Art in China. Dafür investiert BASF rund zehn Milliarden Euro bis 2030.

Zunehmendes Engagement in China bedeute aber nicht, dass sich BASF aus Europa zurückziehe, betonte Brudermüller. «Europa ist die Wiege von BASF.» Die Strukturen außerhalb der Produktion in Europa und Deutschland müssten jedoch verschlankt werden. «Ab Ende 2024 wollen wir so jährlich mehr als 500 Millionen Euro einsparen.» Auch die Produktion vor allem in Ludwigshafen werde angepasst. Der größte Unternehmensstandort solle jedoch weiter der Vorzeigestandort einer klimaneutralen Chemieproduktion in Europa werden.

Nach einem deutlichen Ergebnisrückgang 2022 unter anderem wegen der hohen Energiekosten und der schwachen Konjunktur plant das Ludwigshafener Unternehmen, unter dem Strich weltweit 2600 Stellen zu streichen. Fast zwei Drittel davon sollen auf Deutschland entfallen. Wegen hoher Gaspreise sollen zudem mehrere Chemieanlagen stillgelegt werden.

Zum Start ins laufende Jahr musste der Dax-Konzern einen Rückgang beim Umsatz und operativen Ergebnis verbuchen. Mit knapp 20 Milliarden Euro lag der Erlös über 13 Prozent niedriger als im ersten Quartal des Vorjahres. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) sank um fast ein Drittel auf gut 1,9 Milliarden Euro.

Unter dem Strich steigerte BASF nach den am Donnerstag vorgelegten endgültigen Quartalszahlen den Gewinn nach Steuern zwar um rund 28 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden Euro. Das lag jedoch an einem Sondereffekt im Vorjahreszeitraum. BASF hatte im Vorjahr eine milliardenschwere Abschreibung auf seine Mehrheitsbeteiligung an Wintershall Dea wegen des Rückzugs aus dem Russland-Geschäft vorgenommen, was das Nettoergebnis nach unten zog.

«Den Ausstieg aus dem Öl- und Gas-Geschäft haben wir bereits deutlich vor dem Krieg beschlossen», sagte BASF-Chef Brudermüller auf der Hauptversammlung. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hätten sich aber die Rahmenbedingungen dafür komplett verändert. Über Wintershall Dea sei BASF an Gemeinschaftsunternehmen in Russland beteiligt, die Öl und Gas förderten. Die russische Regierung habe Wintershall Dea in Russland de facto wirtschaftlich enteignet. Das Management arbeite nun an verschiedenen Varianten des Ausstiegs. Ein Börsengang von Wintershall Dea bleibe die bevorzugte Variante, denkbar sei aber auch ein Verkauf an Investoren.

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