Do, 21.04.2022 , 09:43 Uhr

Mannheim: Übernahme rechter Themen stärkt radikale Parteien

Am rechten Rand zu fischen lohnt sich einer Studie zufolge für gemäßigte Parteien nicht. Zuweilen würden radikalere Parteien sogar gestärkt, weil ihre Ansichten etwa zum Umgang mit Flüchtlingen gesellschaftskonformer werden. Das haben der Mannheimer Politikwissenschaftler Denis Cohen und seine Kollegen Werner Krause von der Uni Wien sowie Tarik Abou-Chadi von der Uni Oxford bei der Analyse von Wahl- und Umfrageergebnissen aus zwölf westeuropäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz herausgefunden. Die Daten reichen bis in die 1970er Jahre zurück.

«Als Reaktion auf die anhaltenden Wahlerfolge rechtsradikaler Parteien wurde und wird immer wieder gefordert, man müsse deren Themen aufgreifen und ihre Standpunkte übernehmen, um so den Sorgen der Menschen zu begegnen», sagte Cohen vom Zentrum für Europäische Sozialforschung der Universität Mannheim. «Das, so der Wunsch, würde gemäßigte Parteien wieder attraktiver machen und den Rechtsradikalen den Wind aus den Segeln nehmen.» Der Auswertung der Daten zufolge stimmt das in der Regel jedoch nicht.

Als Beispiel nannte Cohen die Präsidentschaftswahl in Frankreich. Seit Jahren stünden in dem Nachbarland Themen wie Einwanderung und nationale Identität oben auf der Agenda der Mitte-Rechts-Parteien – in die Stichwahl am Sonntag habe es aber einmal mehr die Rechte Marine Le Pen geschafft. Im bayerischen Landtagswahlkampf 2018 wiederum habe die CSU einen nach Einschätzung des Forschungsteams einwanderungsfeindlichen Wahlkampf geführt, aber letzten Endes mit rund 37 Prozent das schlechteste Ergebnis seit Jahrzehnten erzielt. Die AfD kam auf gut 10 Prozent und zog erstmals ins Parlament ein.

«Unsere Analysen liefern keine Beweise dafür, dass die Annahme von mehr einwanderungsfeindlichen Positionen die Unterstützung der radikalen Rechten verringert», schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie. Im Gegenteil würden Wechsel von Wählern regelrecht katalysiert – wobei die radikale Rechte oft Nettonutznießer sei. «Wenn Mainstream-Parteien rechtsradikale Themen aufgreifen, laufen sie eher Gefahr, den rechtsradikalen Diskurs zu legitimieren und zu normalisieren und die radikale Rechte langfristig zu stärken.»

Welche Strategien erfolgreicher sein könnten, lässt sich laut Cohen nicht sagen. «Bislang scheint der Erfolg rechtsradikaler Parteien relativ immun gegen inhaltliche Strategien etablierter Parteien.»

Mannheim Parteien Rechte Uni
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

03.05.2024 Mannheim: 240 000 Euro vom Land für neue Gymnastikhallen an der Pestalozzischule Mannheim. Mit jeweils 120 000 Euro fördert das Land die Errichtung der Gymnastikhallen Ost und West der Pestalozzischule in der Schwetzinger Stadt in Mannheim. Das Land fördere in diesem Jahr insgesamt 117 kommunale Sportstättenbauprojekte mit Zuschüssen in Höhe von rund 18 Millionen Euro, teilte Elke Zimmer, Landtagsabgeordnete der Grünen, mit. Darauf haben sich das Kultusministerium, 26.04.2024 Berlin/Mannheim: Stadtteil Schönau erhält Millionenförderung für Unterstützung von Arbeitslosen Berlin/Mannheim. Der Mannheimer Stadtteil Schönau erhält mehr als 1,5 Millionen Euro vom Bund und dem Europäischen Sozialfonds für das Projekt „Let`s move, Schönau!“. Das Projekt unterstützt arbeitslose Menschen in Schönau bei der Jobsuche und Integration in den Arbeitsmarkt. Die Mannheimer SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori sieht in der Auswahl und Würdigung des Projekts ein wichtiges Zeichen: Das 17.04.2024 Mannheim: Endergebnis für neue Straßennamen in Rheinau steht fest Mannheim. In Rheinau-Süd sollen die vier Straßen Gustav-Nachtigal-Straße, Leutweinstraße, Lüderitzstraße und Sven-Hedin-Weg umbenannt werden. Zwei Wochen lang konnten die Bürger abstimmen, nun hat die Stadt das Endergebnis präsentiert. Die Stadt registrierte 3406 Beteiligungen, etwa zwei Drittel davon online. Nach der notwendigen Prüfung können nun die Stimmen von insgesamt 3 377 Mannheimern für das Endergebnis berücksichtigt 10.04.2024 Mannheim: Land fördert Multihalle im Herzogenriedpark mit 500 000 Euro Stuttgart/Mannheim. Das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg fördert die Mannheimer Multihalle mit 500 000 Euro aus dem Denkmalförderprogramm 2024. „Dadurch können insbesondere das Holzgittertragwerk und die Stahlbauteile saniert sowie die Holzrandträger und die Dachmembran der Halle erneuert werden“, teilte die Mannheimer Landtagsabgeordnete Susanne Aschhoff (Grüne) mit. Das Land fördere damit genau das, was die