Di., 04.03.2025 , 17:36 Uhr

Todesfahrt in Mannheim: Der Tat-Tag und Abend - was in Mannheim geschah

Mannheim (dpa) – Nach der Todesfahrt von Mannheim wollen die Ermittler bei der anstehenden Vernehmung des Täters Antworten auf zahlreiche noch offene Fragen finden. Der 40 Jahre alte Mann aus Mannheims Nachbarstadt Ludwigshafen, gegen den wegen zweifachen Mordes und mehrfachen Mordversuchs ermittelt wird, sollte im Laufe des Dienstags unter anderem zu seinem Motiv und Hintergründen der Tat befragt werden.

Am Rosenmontag war er nach der Autoattacke in der Mannheimer Innenstadt zunächst verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden. Bei seiner Festnahme soll er sich mit einer Schreckschusspistole in den Mund geschossen haben. Inzwischen ist der Deutsche in Polizeigewahrsam, er wird voraussichtlich noch heute zum Ermittlungsrichter geführt. Das Auto ist auf ihn zugelassen – nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist er der Halter des Fahrzeugs.

Die Ermittler sind überzeugt, dass der Mann mit seinem Wagen und hoher Geschwindigkeit Hunderte Meter weit durch die Mannheimer Fußgängerzone gerast war. Eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann kamen ums Leben. Elf Menschen wurden verletzt, mehrere von ihnen schwer.

Wohnung des Verdächtigen durchsucht

Bis in die späten Abendstunden des Rosenmontags wurde die Wohnung des Festgenommenen in Ludwigshafen durchsucht. Nach dpa-Informationen wurden einige nicht näher erläuterte Dinge sichergestellt, die jetzt erst noch ausgewertet werden sollen.

Auch ein im Auto des Todesfahrers entdeckter Zettel beschäftigt die Ermittler. Darauf sind Skizzen zu erkennen und Notizen in etwas krakeliger Schrift; es sind kurze Schlagworte und mathematische Rechnungen mit Bleistift notiert zu Geschwindigkeit und Fahrt, auch die Wörter «Anhalteweg» sowie «links» und «rechts» sind zu lesen. Die Ermittler müssen jetzt prüfen, inwieweit diese Aufzeichnungen relevant sind für die Aufklärung der Tat.

Kretschmann: Nicht einschüchtern lassen

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) rief am Tag danach dazu auf, sich von der Tat nicht einschüchtern zu lassen. «Wichtig ist nach solchen Ereignissen, dass wir, so gut es möglich ist, immer wieder in unseren normalen Alltag zurückkehren», sagte er beim traditionellen Froschkuttelnessen der Narrenzunft Gole in Riedlingen.

«Natürlich macht das was mit uns, aber es darf uns nicht so verunsichern, dass wir nicht mehr wissen, was hinten und vorne ist», sagte Kretschmann in einer kurzen Ansprache. Stattdessen müsse man so leben, wie man das wolle. «Sonst haben die Täter schon den ersten Sieg errungen.» Die Narren gedachten zudem den Opfern mit einer Gedenkminute.

Ähnlich äußerte sich der Regierungschef von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer (SPD). «Wir dürfen uns das Zusammensein, das Geselligsein, die Pflege unseres Brauchtums nicht kaputt machen lassen», sagte er beim Empfang der närrischen Kooperation in der Mainzer Staatskanzlei. Während Mannheim zu Baden-Württemberg gehört, liegt Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz – direkt gegenüber auf der anderen Rheinseite.

Notfallseelsorge ist am Ort

Unterdessen suchen Menschen in der Mannheimer Fußgängerzone das Gespräch. Einige Geschäfte haben geöffnet, Blumen und Kerzen werden am zentralen Paradeplatz niedergelegt, Menschen halten inne, manche kämpfen mit den Tränen. Immer wieder sind Gespräche zu hören – über den Fahrtweg des 40-Jährigen, über Angst und Sorgen.

Um Augenzeugen und anderen Betroffenen zu helfen, hat die Notfallseelsorge in der Innenstadt eine Anlaufstelle aufgebaut. «Wir gehen davon aus, dass viele kommen werden, weil gestern viele schnell nach Hause gegangen sind», sagte Isabel Gürel von der Notfallseelsorge Mannheim. Ein besonderes Augenmerk wollen die Helferinnen und Helfer auf Mitarbeitende der Geschäfte entlang der Fußgängerzone legen.

Opfer können entschädigt werden

Betroffene können sich für Entschädigungen zudem an das Versorgungsamt des Rhein-Neckar-Kreises wenden. Dies gelte für durch das Auto verletzte Menschen genauso wie für Augenzeugen, die womöglich einen Schock erlitten hätten, teilte die auch für Mannheim zuständige Behörde in Heidelberg mit.

Die Opfer könnten wegen der gesundheitlichen und auch wirtschaftlichen Folgen Leistungen erhalten. Dazu gehören neben Geld auch die Betreuung etwa in Traumaambulanzen sowie Heil- und Krankenbehandlungen oder die Versorgung für die Hinterbliebenen.

Gemeinsames Gedenken

Gemeinsam mit der katholischen und evangelischen Kirche lädt die Stadt Mannheim am späten Nachmittag (17.30 Uhr) zu einer ökumenischen Andacht in die Citykirche Konkordien ein. «Dort soll gemeinsam getrauert, der Toten gedacht und für die Verletzten gebetet werden», teilte die Stadt mit. Neben Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) nehmen auch die evangelische Landesbischöfin Heike Springhart und der katholische Freiburger Erzbischof Stephan Burger teil.

Die für diesen Tag geplanten Fasnachtsumzüge in den Vororten Feudenheim, Neckarau und Sandhofen sind abgesagt worden. Auch der Fasnachtsmarkt mit Buden und Fahrgeschäften am Mannheimer Wasserturm hat geschlossen, die Straßenfasnacht in der Innenstadt findet ebenfalls nicht statt. Oberbürgermeister Specht hat Trauerbeflaggung an den Dienstgebäuden der Stadt angeordnet.

Todesfahrt-Planken

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