Mo., 03.03.2025 , 22:35 Uhr

RNF Spezial

Die Todesfahrt von Mannheim - Dokumentation der Pressekonferenzen vom Tatabend

Mannheim. Zwei Tote, elf Verletzte und eine Stadt in Schock: Die Mannheimer Innenstadt wurde am Montagmittag zum Schauplatz einer verheerenden Tat. Ein 40-jähriger Mann aus Ludwigshafen raste mit hoher Geschwindigkeit durch die belebte Fußgängerzone und erfasste dabei zahlreiche Menschen. In einer Pressekonferenz am Abend informierten Polizei und Staatsanwaltschaft über die bisherigen Ermittlungsergebnisse.

Gezielte Amokfahrt durch die Planken

Laut Polizei erreichten die ersten Notrufe um 12:14 Uhr das Führungs- und Lagezentrum. Zunächst ging man von einem Verkehrsunfall aus. Doch schnell stellte sich heraus, dass der Fahrer mit Absicht gehandelt hatte. „Der Wagen raste mit hoher Geschwindigkeit durch die Fußgängerzone und verletzte zahlreiche Menschen“, erklärte die Mannheimer Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer in der Pressekonferenz.

Binnen Minuten waren zahlreiche Einsatzkräfte vor Ort. Um 12:26 Uhr wurde das Tatfahrzeug im Bereich E7 verlassen aufgefunden. 17 Minuten später erfolgte die Festnahme des Tatverdächtigen rund einen Kilometer vom Haupttatort entfernt.

Ermittlungen wegen Mordes und versuchten Mordes

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hat ein Ermittlungsverfahren wegen zweifachen Mordes und mehrfachen versuchten Mordes eingeleitet. Der Verdächtige, ein deutscher Staatsbürger, sei bislang nicht in nennenswertem Umfang strafrechtlich in Erscheinung getreten, sagte Leitender Oberstaatsanwalt Romeo Schüssler.

Ein politisches oder extremistisch motiviertes Tatmotiv schlossen die Ermittler nach bisherigen Erkenntnissen aus. „Wir haben vielmehr konkrete Anhaltspunkte auf eine psychische Erkrankung des Täters“, so Schüssler weiter. Der Verdächtige sei bereits in der Vergangenheit in psychiatrischer Behandlung gewesen. Ob er sich in akuter Krise befand, wird derzeit untersucht.

Tatverlauf und offene Fragen

Laut Polizei führte die Fahrt des Verdächtigen vom Wasserturm durch die Planken Richtung Paradeplatz. Augenzeugen schilderten ein Bild des Grauens: schreiende Menschen, verletzte Passanten, panische Flucht in umliegende Geschäfte. Zwei Menschen verloren ihr Leben: eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann. Elf weitere Personen wurden verletzt, vier davon schwer.

Noch unklar ist, ob der Täter gezielt Menschen anfuhr oder wahllos durch die Innenstadt raste. „Wir gehen davon aus, dass er absichtlich gehandelt hat, aber ob er bestimmte Opfer im Visier hatte, müssen die Ermittlungen zeigen“, so die Polizei.

Ermittlungen in Ludwigshafen und digitale Spuren

Parallel zu den Tatortuntersuchungen durchsuchten Ermittler die Wohnung des Verdächtigen in Ludwigshafen. Zudem prüfen IT-Spezialisten seine Social-Media-Aktivitäten. „Wir überprüfen, ob er in bestimmten Gruppen aktiv war oder Inhalte konsumiert hat, die auf eine Radikalisierung oder bestimmte Absichten hindeuten“, erklärte Andreas Stenger, Präsident des Landeskriminalamts Baden-Württemberg.

Bislang gibt es jedoch keine Hinweise auf eine vorherige Ankündigung der Tat. Die Ermittler werten zudem zahlreiche Videoaufnahmen aus, die von Passanten und Überwachungskameras gesichert wurden. Die Polizei rief Zeugen dazu auf, sich zu melden und Material über ein eingerichtetes Hinweisportal hochzuladen.

Psychologische Betreuung für Opfer und Zeugen

Angesichts der traumatischen Ereignisse wurde umgehend eine psychosoziale Notfallversorgung eingerichtet. Neben den direkt Betroffenen können sich auch Zeugen, die das Geschehen miterlebt haben, an die Landesopferbeauftragten wenden. „Wir stehen allen, die betroffen sind, zur Seite“, versicherte Alexander Schwarz, Opferbeauftragter der Landesregierung Baden-Württemberg, in der Pressekonferenz.

Sicherheitsdebatte und Konsequenzen

Die Tat wirft erneut Fragen zur Sicherheit in Innenstädten auf. Mannheim war erst vor einem Jahr Schauplatz eines tödlichen Messerangriffs auf einen Polizisten. „Wir können unsere Städte nicht in Festungen verwandeln, aber wir müssen prüfen, welche Schutzmaßnahmen sinnvoll sind“, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl.

Als direkte Konsequenz wurden alle geplanten Faschingsumzüge in der Region abgesagt. Auch in anderen Städten wurde die Polizeipräsenz erhöht.

Fazit: Viele Fragen bleiben offen

Auch nach der ersten großen Pressekonferenz bleiben viele Fragen offen. Was genau den Täter zu seiner Tat trieb, ist noch unklar. Die Ermittlungen laufen weiter mit Hochdruck. Fest steht jedoch schon jetzt: Die Tragödie wird Mannheim und seine Bewohner noch lange beschäftigen.

Todesfahrt-Planken

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