Mannheim steht ein Jahr nach den erschütternden Ereignissen erneut im Zeichen des Gedenkens. Am Samstag, den 31. Mai 2025, um 15 Uhr, wird auf dem Mannheimer Marktplatz eine Gedenkveranstaltung für den im Dienst getöteten Polizeihauptkommissar Rouven Laur stattfinden. Ein neuer Gedenkstein soll dann als permanentes Symbol seiner Hingabe und seines Opfers enthüllt werden.
Rückblick auf einen Tag, der Mannheim veränderte
Noch immer zieren Blumen und Fotos den Ort auf dem Mannheimer Marktplatz, der am 31. Mai 2024 Schauplatz einer unfassbaren Tat wurde. An jenem Freitag griff Sulaiman A. während einer Kundgebung der islamkritischen Bewegung Pax Europa den Aktivisten Michael Stürzenberger mit einem Messer an. Polizeihauptkommissar Rouven Laur zögerte nicht und griff ein, um den Angriff zu stoppen. Dabei wurde er so schwer verletzt, dass er später seinen Verletzungen erlag.
Die Tat löste eine Welle der Fassungslosigkeit, Trauer und des Entsetzens aus. „Dieser brutale Angriff erschüttert uns, schockiert uns, macht uns sprachlos“, waren Worte, die das Gefühl vieler Menschen widerspiegelten. In den Tagen danach wurde der Marktplatz zu einem Ort des stillen Abschieds. Am 14. Juni 2024 versammelten sich unzählige Menschen, Kollegen, Freunde, Familienmitglieder und Politiker bei einer ergreifenden Trauerfeier im Rosengarten und um den Wasserturm, um Rouven Laur die letzte Ehre zu erweisen.
Ein Gedenkstein von besonderer Bedeutung
Ein Jahr später wird nun ein dauerhaftes Zeichen der Erinnerung auf dem Marktplatz installiert. Der Steinmetz Detlef Kleineidam aus Ilvesheim hat den Gedenkstein entworfen und gefertigt. Im Gespräch mit RNF erklärte er, wie es zu dieser Initiative kam: „Eigentlich war es ein Zufall. Ich war in einem Kurs in der Abendakademie und habe einfach die Straßenbahn verpasst und bin an dem Marktplatz, an diesem Trauerort […] vorbeigekommen. In dem Moment hat es wohl Klack gemacht und ich habe die Idee gekriegt, ich würde mich gerne in irgendeiner Form einbringen.“
Kleineidam wandte sich an die Stadt Mannheim mit dem Vorschlag, dass die Steinmetz-Innung den Stein stiften und fertigen wolle. Die Zusammenarbeit mit der Stadt und auch mit der Familie von Rouven Laur sei von Anfang an sehr positiv gewesen. „Es waren natürlich viele E-Mails, die hin und her gegangen sind“, so Kleineidam. „Das war dann ein Zusammentreffen bei mir im Betrieb mit der Mutter von Rouven Laur und mit Herrn Linse von der Stadt Mannheim.“
Symbolik des Gedenksteins: Drei Sterne für ein Opfer
Gemeinsam wurde entschieden, dass es ein unifarbener, neutraler, anthrazitgrauer Stein sein soll – eine Basaltplatte aus Schweden. Bewusst wurde darauf verzichtet, einen Namen oder das Datum des Attentats auf der Platte zu vermerken. Stattdessen sind drei Sterne aus Edelstahl eingelassen. „Es sind jetzt nur die drei Sterne in Edelstahl eingelassen in diese Platte, die den Rang seines Polizeihauptkommissars darstellen“, erläutert Kleineidam.
Doch die Sterne tragen eine tiefere Symbolik: „Sterne sind ein Symbol, Sterne sind ein Symbol der Hoffnung. […] Sterne ist immer ein Symbol für was Positives.“ Der Steinmetz wünscht sich, dass der Gedenkstein zu einem Ort des stillen Innehaltens wird: „Die Platte wird exakt an dem Platz des Attentats fest ausgemessen in den Boden eingelassen. […] Ich würde mir wünschen, dass einfach jemand, der einkauft, der in der Stadt unterwegs ist, oder auch ein Tourist, der über die Geschichte näher informiert ist, einfach einen Moment lang stehen bleibt und still gedenkt.“
Ein Mahnmal gegen das Vergessen und für Reflexion
Die Arbeit an dem Gedenkstein war auch für Detlef Kleineidam ein intensiver Prozess. „Es hat mich nachdenklich gemacht, es hat mich aber auch nachdenklich gemacht, wie gehen wir in Zukunft damit um?“, reflektiert er. Er betont, wie wichtig es sei, nicht in Vorurteile zu verfallen: „Ich denke, das Wichtige ist, dass jetzt niemand von uns in irgendeiner Form in einen Vorurteil verfällt und sagt, es war ein Migrant, der diese Tat verübt hat und deswegen gehe ich in die Richtung.“
Am kommenden Samstag wird der Gedenkstein enthüllt. Detlef Kleineidam blickt dem Moment mit Spannung, aber auch mit einer gewissen Freude entgegen, „dass es jetzt diesen Abschluss findet, dass das Gedenken jetzt einen sichtbaren Ort hat.“
Die Gedenkveranstaltung und die Enthüllung des Gedenksteins sind ein wichtiges Zeichen dafür, dass Mannheim Rouven Laur und sein mutiges Eingreifen nicht vergessen wird. Sie dienen als Mahnung und als Ort der stillen Erinnerung an einen Menschen, der im Dienst für die Gemeinschaft sein Leben verlor.