Die Mannheimer Abendakademie hat ihr Bildungsangebot erweitert und die Jugendkunstschule aus der Insolvenzmasse der ehemaligen Freien Kunstakademie übernommen. Seit wenigen Wochen läuft das Programm unter neuer Trägerschaft – und die junge Einrichtung entwickelt sich deutlich dynamischer, als viele erwartet hätten. Bestehende Angebote wurden übernommen, zahlreiche neue Formate kamen hinzu. Das Ergebnis ist ein Programm, das aktuell fast täglich wächst.
In den kommenden Tagen erscheint zudem die erste eigene Broschüre der Jugendkunstschule mit einem breiten, farbenfrohen Kursangebot für Kinder und Jugendliche. Die Abendakademie setzt damit bewusst auf eine Zielgruppe, die sie – so Geschäftsführerin Susanne Deß – als zentral für die kulturelle Zukunft der Stadt versteht.
Im Interview erläutert Deß, warum die Entscheidung, das Projekt aus einer Insolvenz herauszulösen, trotz knapper Mittel kein unkalkulierbares Risiko darstellte: Da kein Personal übernommen wurde, konnte die Abendakademie auf eigene Strukturen und vorhandene Fachkräfte zurückgreifen. Gleichzeitig eröffne die Jugendkunstschule neue Horizonte – sowohl für die Institution als auch für die Stadtgesellschaft. Kinder und Jugendliche bräuchten kreative Freiräume, erklärt Deß: Orte ohne Notendruck, an denen sie gestalten, experimentieren und kulturelle Kompetenzen entwickeln können.
Die Jugendkunstschule nutzt dafür die umfangreiche Ausstattung der Abendakademie: Werkstätten für Holz- und Tonarbeiten, Ateliers, Keramik- und Medienräume. Hier können junge Menschen genau das tun, was in Schule oder Zuhause oft fehlt – „sich breitmachen“, wie Deß sagt, und eigene Ideen ohne Leistungsdruck verfolgen. Kreative Erfahrungen seien nicht nur persönlich wertvoll, sondern förderten auch Fähigkeiten wie Teamarbeit, kulturelle Offenheit und nachhaltiges Denken.
Auch landesweit ist das Modell ein Erfolgsprojekt: In Baden-Württemberg gibt es 46 Kunstschulen, die 2024 rund 93.000 Kinder und Jugendliche erreichten – doppelt so viele wie vor der Pandemie. Der Bedarf ist groß, die Netzwerke professionell organisiert.
Das Angebot in Mannheim reicht von Manga-Zeichnen über digitale Medienarbeit, Hip-Hop und Ballett bis zu Keramik-, Holz- und klassischen Malkursen. Zusätzlich finden Projekte an Schulen statt, ebenso kreative Mitmachaktionen etwa auf dem Weihnachtsmarkt oder in den Stadtquartieren Q6/Q7.
Die Jugendkunstschule hat ihre Räume im vierten und sechsten Stock der Abendakademie (U1, 16–19). Buchungen sind wie gewohnt über die Website möglich. Die neue Broschüre mit allen Kursen wird in den nächsten Wochen auch an zentralen Orten der Stadt ausliegen.