Oberbürgermeister Specht: „Es ist eine strategische Entwicklungsplanung für alle Themen der Mobilität“
Der Mannheimer Gemeinderat entscheidet am Montagabend über den Masterplan Mobilität 2035+. Es ist ein ambitioniertes Strategiepapier mit mehr als 100 Vorschlägen, das die Leitlinien für die Verkehrsentwicklung der nächsten Jahre in der Quadratestadt vorgibt. Der Beschluss soll Orientierung bieten – nicht über Maßnahmen im Einzelnen, aber über die Richtung.
„Es ist eine strategische Entwicklungsplanung, wie es mit allen Themen der Mobilität in der Stadt Mannheim weitergeht“, sagte Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) im Interview vor der Gemeinderatssitzung. Der Plan umfasse „den Fußverkehr genauso wie den Radverkehr, es geht um S-Bahn- und ÖPNV-Entwicklung, aber auch um Individual- und Güterverkehr“.
Rahmen statt Detailbeschluss
Klar ist: Die mehr als 100 Maßnahmen, die im Masterplan skizziert sind – von Radweglückenschlüssen über neue Stadtbahnlinien bis hin zur Sanierung von Brücken – müssen alle einzeln politisch beschlossen und finanziert werden. Specht betonte: „Was wir heute beschließen, ist ein Rahmenplan. Jede einzelne Maßnahme bedarf eines gesonderten Beschlusses durch den Gemeinderat.“
Trotzdem habe der Plan große Bedeutung: „Er gibt dem Gemeinderat eine politische und planerische Orientierung, wie sich das Verkehrsgeschehen entwickelt.“ Grundlage dafür seien Verkehrsdaten aus einem regionalen Verkehrsmodell und Abschätzungen zur CO₂-Bilanz. Es gehe um „evidenzbasierte Politik – nicht einfach aus dem Bauch heraus oder durch Zufallsmehrheiten“.
Fördermittel als Schlüssel
Einer der Gründe, warum der Masterplan gerade jetzt auf den Weg gebracht wird, ist auch finanzieller Natur. Nur mit einem solchen Konzept könne Mannheim von den großen Förderprogrammen des Landes profitieren, so Specht: „Es ist ein Plan, der dazu beitragen wird, dass wir 75 Prozent Förderung vom Land bekommen, weil er die Kriterien eines ökologischen Mobilitätsplans erfüllt.“
Ohne Unterstützung von Bund und Land seien viele Vorhaben nicht zu stemmen: „Denken Sie nur an das Thema Sanierung von Brücken. Das ist unmöglich, dass wir das aus der Stadt heraus leisten können, weil wir überregionale Verkehrsbeziehungen haben.“ Mannheim sei als Stadt mit Hafen, Rangierbahnhof und internationalem Verkehrsknotenpunkt in besonderer Weise belastet.
Angebot vor Verzicht
Angesprochen auf die Notwendigkeit, Gewohnheiten zu ändern, um die Verkehrswende umzusetzen, setzt Specht auf ein positives Narrativ: „Der Ansatz ist, angebotsorientierte Verkehrspolitik zu machen.“ Es gehe nicht darum, Menschen zum Verzicht zu drängen, sondern Alternativen zu schaffen: „Dass die Menschen tatsächlich sagen können: Ich habe eine Wahl.“
Mannheim habe dabei gute Voraussetzungen: „Wir sind flach, wir können gute Radwege haben, fußläufige Erreichbarkeiten – das ist eine Chance.“ Gleichzeitig sei klar: „Wir sind eingeschränkt durch den Güterverkehr. Deswegen brauchen wir Unterstützung von Bund und Land, die erkennen, welche Leistung Mannheim hier erbringt.“
S-Bahn-Ausbau als Priorität
Für Specht ist der Ausbau des S-Bahnnetzes eine vorrangige Maßnahme. „In 15 Minuten von Norden nach Süden durch Mannheim – das ist derzeit nicht möglich, weil wir keine eigenen Gleise haben“, sagte er. Der Fern- und Güterverkehr blockiere häufig die Trassen für einen schnellen Nahverkehr. „Das holen wir auch mit der Stadtbahn nicht rein.“
Wenn alles gut läuft, könnte sich das bald ändern: „Das ist keine Frage mehr von 20 Jahren – das ist etwas, was wir vielleicht in fünf Jahren hinbekommen.“