Di., 21.10.2025 , 15:19 Uhr

IHK Rhein-Neckar Konjunkturumfrage

Rhein-Neckar-Wirtschaft stagniert – Industrie rutscht ab, Dienstleister stabilisieren

IHK-Konjunkturumfrage zeigt schwache Inlandsnachfrage, verhaltene Investitionen und rückläufige Beschäftigungsabsichten

Mannheim. – Die Wirtschaft in der Rhein-Neckar-Region tritt auch im Herbst 2025 auf der Stelle. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, an der sich 344 Unternehmen beteiligt haben. Der zentrale IHK-Konjunkturklimaindex verharrt bei 100 Punkten – ein Wert, der weder auf Wachstum noch auf Rezession hinweist. „Die Konjunktur zeigt sich im Herbst kraftlos und schwach“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Nitschke. Eine Trendwende sei nicht in Sicht, von den Entlastungen der Bundesregierung komme bisher wenig bei den Betrieben an.

Vor allem die Industrie bereitet Sorge. Der Lagesaldo liegt mit –1 Prozent wieder im negativen Bereich, die Geschäftserwartungen verschlechtern sich auf –13 Prozent. Rund ein Drittel der Industriebetriebe meldet rückläufige Aufträge aus dem In- und Ausland. Besonders der nordamerikanische Markt schwächelt – die Exportpläne dorthin sanken um 13 Prozentpunkte auf nun –26 Prozent. Nitschke: „Die US-Handelspolitik belastet die Geschäftsaussichten unserer Unternehmen.“

Auch im Handel überwiegen die negativen Stimmen. Der Einzelhandel zeigt sich zwar etwas erholt – die Lage verbessert sich von –23 auf –18 Prozent, die Erwartungen steigen leicht auf –14 Prozent –, doch bleibt das Stimmungsbild trüb. „Hohe Energie-, Personal- und Mietkosten belasten die Branche, dazu kommen Konsumzurückhaltung und Verunsicherung“, so Nitschke. Im Großhandel hat sich die Lage sogar deutlich verschlechtert: Der Lagesaldo sank seit Mai um 23 Punkte auf –21 Prozent, was eng mit der Schwäche der Industrie zusammenhängt.

Stabilisierend wirken hingegen die Dienstleistungsbetriebe, insbesondere IT-Unternehmen und Finanzdienstleister. Sie melden weiterhin eine gute Geschäftslage mit einem Lagesaldo von +19 Prozent. Positive und negative Erwartungen halten sich dort aktuell die Waage.

Über alle Branchen hinweg nennen 59 Prozent der Unternehmen die schwache Inlandsnachfrage als größtes Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Dahinter folgen hohe Arbeitskosten (50 Prozent) und der Fachkräftemangel (45 Prozent). Sinkende Energiepreise sorgen zumindest für etwas Entlastung.

Die Investitionsbereitschaft bleibt niedrig. In keinem Wirtschaftsbereich ist der Investitionssaldo positiv – in der Industrie liegt er bei –10 Punkten, im Handel bei –15 Punkten. Wenn investiert wird, dann vor allem zur Erneuerung bestehender Anlagen oder in Digitalisierungsprojekte.

Auch der Arbeitsmarkt zeigt erste Bremsspuren. Die Herbstbelebung bleibt schwach, die Arbeitslosenquoten steigen in allen Teilregionen leicht an: Mannheim liegt nun bei 7,9 Prozent, Heidelberg bei 4,8 Prozent, der Rhein-Neckar-Kreis bei 4,7 Prozent. Die Beschäftigungspläne der Unternehmen sind rückläufig – insgesamt liegt der Saldo bei –12 Punkten, in der Industrie sogar bei –31 Prozent.

„Diese Entwicklung lässt befürchten, dass die Beschäftigung in der Region weiter zurückgeht“, fasst Nitschke zusammen. Der vollständige Konjunkturbericht der IHK Rhein-Neckar ist unter ihk.de/rhein-neckar/konjunktur abrufbar.

Vertiefend zu den Zahlen das Interview mit Dr. Axel Nitschke, Hauptgeschäftsführer IHK Rhein-Neckar

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