Mannheim. Die Uhr auf dem Paradeplatz war lange Zeit der Treffpunkt der Mannheimer. Jetzt bekommt die Stadt ein neues Wahrzeichen – zum Anfassen, zum Erzählen, zum Erinnern: ein detailreiches 3D-Stadtmodell aus Bronze, das das historische Mannheim vor der Kriegszerstörung zeigt. Am kommenden Sonntag (29. Juni) wird es feierlich enthüllt – am Plankenkopf in P7, direkt am Eingang zur Fußgängerzone. Mit diesem Geschenk will der Verein Stadtbild Mannheim e.V. einen neuen Fixpunkt im Stadtbild schaffen – und zugleich die Vergangenheit der Stadt sichtbar und tastbar machen.
„Früher hat man sich in Mannheim an der Uhr verabredet. Künftig könnte das Stadtmodell diesen Platz einnehmen“, sagte Oberbürgermeister Christian Specht im RNF-Interview augenzwinkernd.
Das Modell zeigt zentrale Orte der Stadt, wie sie vor 1945 ausgesehen haben: Wasserturm, Schloss, Paradeplatz, Marktplatz, Kurpfalzbrücke – verbunden durch die klare Geometrie der Quadratestadt. Das 1,80 mal 1,80 Meter große Werk wurde vom Künstler Felix Brörken geschaffen. Grundlage waren historische Fotos und Pläne aus dem Marchivum. Viele Details wurden in enger Abstimmung mit dem Verein nachmodelliert – ein aufwändiger Prozess, der über Monate hinweg lief.
„Wir haben stundenlang diskutiert, welche Gebäude auf das Modell sollen und wie sie vor dem Krieg aussahen“, berichtet Bernd Hahner, Vorstand des Vereins Stadtbild Mannheim e.V. „Ohne die Unterstützung von Mannheimer Firmen wie Lochbühler und Sax & Klee wäre dieses Projekt nicht möglich gewesen.“
Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 65.000 Euro, finanziert durch Spenden, die unter anderem von mehreren Rotary Clubs, Unternehmen und Privatpersonen stammen. Deren Namen sind am Modell verewigt.
Ein besonderes Augenmerk lag auf der Barrierefreiheit: Das Modell ist auch für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich. Dafür wurden Beschriftungen in Braille-Schrift eingearbeitet.
„So kann man die Stadt auf den Fingerkuppen erleben – erfühlen, was Mannheim ausmachte und immer noch ausmacht“, sagt Helen Heberer, Vorsitzende des Vereins Stadtbild Mannheim e.V.
Die Zusammenarbeit mit den Blindenverbänden war dabei von großer Bedeutung – ebenso wie die intensive Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte. Ziel des Projekts sei es, einen Ort zu schaffen, an dem die Erinnerung lebt und Geschichten weitergegeben werden können – auch spontan, bei Stadtführungen oder beim Plausch mit dem Sektglas in der Hand.
„Es haben sich schon Stadtteilvereine, ein Schifffahrtshistoriker, Bloggerinnen, Schriftsteller und Mitarbeitende des Grundbuchamts angekündigt“, so Heberer. „Alle wollen am Modell Geschichten erzählen.“
Das Stadtmodell wird Teil des Erlebniswochenendes in der Mannheimer Innenstadt, bei dem gleich mehrere Jubiläen gefeiert werden: 50 Jahre Fußgängerzone Planken und 125 Jahre elektrische Straßenbahn in Mannheim. Die feierliche Enthüllung durch Oberbürgermeister Specht und Helen Heberer ist für Sonntag, 29. Juni, um 11 Uhr angesetzt – direkt am Plankenkopf auf Höhe P7.
Mit dem Bronze-Modell werde, so Heberer, ein Ort der Orientierung, der Bildung und der Begegnung geschaffen: „Wir wollen Geschichte begreifbar machen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.“
🗓️ Termin zur Enthüllung:
Sonntag, 29. Juni, 11 Uhr
Plankenkopf neben P7 (auf Höhe des Taxistands)