Ende August kehrte Marcel Knapp aus Unterflockenbach mit einer Bronzemedaille von der Weltmeisterschaft im Gras-Ski aus Tschechien zurück. Im Riesen-Slalom fehlten dem 30-Jährigen am Ende nur sechs Hundertstel Sekunden zu Gold und zwei Hundertstel zu Silber. „Man hat den einen oder anderen kleinen Fehler gehabt, wo man die Zeit hätte finden können, aber ich bin super happy mit der Bronzemedaille“, sagt Knapp im Gespräch mit RNF.
Für Knapp ist die Medaille ein besonders wichtiger Erfolg. Im Vorjahr hatte er seine Saison wegen Rückenproblemen abbrechen müssen. „Ich wusste nicht, wie wirkt sich das aus. Dass es jetzt so knapp zur Goldmedaille war, macht mich sehr zufrieden.“ Auch im Weltcup lief es gut: Knapp belegte dort erstmals den dritten Platz in der Gesamtwertung – für ihn ein Meilenstein auf dem Weg zu seinem großen Ziel: „Irgendwann will ich den Gesamtweltcup gewinnen. Das war ein Schritt in die richtige Richtung.“
Die Gras-Ski-Szene ist in Deutschland überschaubar. „Wir sind momentan so zehn bis 15 Aktive“, erklärt Knapp. Während in Österreich die Zahl langsam wieder steigt, dominieren Italien und Tschechien die internationale Konkurrenz. In Tschechien trainieren bis zu 80 Kinder regelmäßig. Entsprechend aufwendig ist für deutsche Athleten die Vorbereitung: Knapp muss inzwischen zwei Stunden zu geeigneten Trainingshängen fahren, häufig trainiert er im Erzgebirge. Dort soll im kommenden Jahr erstmals seit Langem wieder ein Weltcuprennen in Deutschland stattfinden.
Ein Blick auf sein Sportgerät zeigt, wie viel Eigenleistung in der Nischensportart steckt. Zwar gibt es Gras-Ski von der Stange, doch Knapp baut seine Ski selbst: „Die Schiene kaufe ich zu, das Holz produziert ein Schreiner. Dann optimieren wir die Ski so, dass sie genau passen.“ Bis zu 200 kleine Teflonrollen sorgen für das Gleiten – sie müssen regelmäßig erneuert werden. „Auch bei uns ist das eine Wissenschaft, wie beim Winterski.“
Die Saison beginnt für die Athleten im März oder April mit dem Training, die Rennen starten Ende Mai und führen durch ganz Europa – von Österreich bis in die Slowakei. Lange Zeit musste Knapp seine Karriere selbst finanzieren. „Meine Eltern haben mich als Kind stark unterstützt, aber ansonsten war das alles eigenfinanziert.“ Seit diesem Jahr hilft ihm ein Sponsor.
Aktuell gönnt sich der Unterflockenbacher eine Pause. Je nach Wetterlage wird noch ein bis zwei Mal trainiert, bevor die Wiesen geschont werden müssen. Im Frühjahr 2026 beginnt dann die nächste Saison. „Mein Ziel ist es, den Gesamtweltcup irgendwann zu gewinnen“, sagt Knapp – und setzt seine Erfolgsserie damit fort.