So, 19.03.2023 , 09:24 Uhr

Königsgemüse: Kosten schmerzen Spargelbauer - dennoch gute Saison erwartet

Spargelanbau ist mühsam: Die weiße Stange wächst langsam, gedeiht auf ausgewählten Flächen und kann nur kurze Zeit geerntet werden. Mancher Bauer im Bundesland scheut den Aufwand angesichts erhöhter Kosten.

Mainz (dpa) – Vor Beginn der Spargelsaison blicken Landwirte in Rheinland-Pfalz angesichts Inflation, Energiekosten und höherer Mindestlöhne mit Sorge auf den Absatz des Edelgemüses. Nach keinem guten Jahr 2022 seien Anbauflächen reduziert worden, sagte der Sprecher des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd, Andreas Köhr, der Deutschen Presse-Agentur. Den Rückgang gebe es, weil sich die Betriebe wegen hoher Kosten vom Spargel verabschiedeten.

Konsumenten hätten in diesem Jahr wegen der Inflation nicht so viel Geld übrig. Wegen des Krieges in der Ukraine seien die Energiekosten hoch, und im Oktober sei der Mindestlohn von 10,45 Euro auf 12 Euro erhöht worden. «Der Mindestlohn ist ein sehr großer Posten», sagte Köhr. Er mache die Hälfte der Gesamtkosten aus. «Die Produktionskosten sind deutlich höher als im vergangenen Jahr.»

Direktvermarkter könnten ihren Kunden Preiserhöhungen erläutern. Für Erzeuger, die vom Lebensmittelhandel abhängig seien, werde es schwer. «Am Ende hat es der Verbraucher in der Hand, wie es mit dem Spargel weitergeht», sagte Köhr. Wenn die höheren Preise nicht angenommen würden, könnte es eventuell zu weiteren Reduzierungen der Anbauflächen kommen. Wegen des schleppenden Absatzes seien im vergangenen Jahr bereits Felder nicht abgeerntet worden.

«Man muss schauen, wenn die Leute sparen müssen, wo sie sparen», sagte Köhr. «Wir hoffen, dass die Produkte aus der Region weiter angenommen werden.» Wenn die Produktion hier unwirtschaftlich werde, wandere sie ins Ausland ab. «Das ist nicht gut für die Regionalität.»

In Rheinland-Pfalz haben dem Verband zufolge im vergangenen Jahr 108 Betriebe Spargel auf 1178 Hektar im Ertrag angebaut. Im Jahr zuvor waren es 118 Betriebe auf 1234 Hektar im Ertrag. Spargel braucht Jahre, bevor geerntet werden kann.

Der Verband des Hotel- und Gaststättengewerbes (Dehoga) betonte die Bedeutung von Spargel für viele Lokale im Land. «Regionalität gewinnt auf der Speisekarte zunehmend an Bedeutung und ist für viele Kunden mittlerweile ausschlaggebend bei der Wahl der Speisen», sagte eine Sprecherin. Spargel stehe für Regionalität, habe Tradition und sei in vielen Restaurants ein saisonales Aushängeschild. «Hinzu kommt, dass kaum ein Lebensmittel so frisch auf den Tisch kommt wie Spargel.»

Da Spargel hierzulande mittlerweile früher angeboten werde könne, etwa durch die Nuztung von Abwärme aus Biogasanlagen, sei ausländische Konkurrenz ein Stück zurückgedrängt worden, erklärte die Sprecherin. «Wir haben in Rheinland-Pfalz die besten Voraussetzungen für den Spargel. Kenner wissen selbst den Geschmack von unterschiedlichen Böden wie Sand und Lehm zu unterscheiden. Da hat es Konkurrenz aus dem Ausland schwer.»

Der oft als «Luxusgemüse» gezeichnete Spargel mag polarisieren, bleibe aber populär. «Die Sortenvielfalt nimmt zu und bedient alle Geschmäcker», sagte die Sprecherin in Bad Kreuznach. So erfreue sich mittlerweile Grüner Spargel zunehmender Beliebtheit und verlängere die Saison für die Gastronomen. «Nach wie vor ist der deutsche Spargel in den heimischen Restaurants ein großer Umsatzbringer.»

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden deutschlandweit im vergangenen Jahr 110 300 Tonnen Spargel geerntet. Die Anbaufläche im Ertrag der über 1465 Betriebe lag bei 21 267 Hektar. Die Spargelernte beginnt in Deutschland normalerweise in der zweiten Aprilhälfte und dauert traditionell bis zum «Johannistag» am 24. Juni.

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Die ersten Erntehelfer sind schon auf den Höfen. Die Landwirte bereiten sich auf die Spargelernte vor. Mit von der Partie sind bis zu 6000 Saisonkräfte.

Bald ist wieder Spargelzeit: Noch ist das Edelgemüse aus Baden-Württemberg nicht zu haben, aber die Landwirte bereiten sich auf die neue Saison vor. Vor Ostern erwartet der Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer «erste Mengen» der Stangen, wie Vorstandssprecher Simon Schumacher in Bruchsal (Kreis Karlsruhe) mitteilte. «Ich glaube es wird eine gute Saison.»

Die Trockenheit und auch die Sonne im vergangenen Jahr hätten dafür gesorgt, dass die Pflanzen gesund durch Winter gekommen seien und nun gut austrieben. Außerdem habe die Sonne in den letzten Wochen dazu beigetragen, dass sich der Spargel unter den Folientunneln gut entwickle. «Im April wird es dann relevante Mengen geben. Dann auch in den Supermärkten.»

Das Edelgemüse gedeiht besonders gut in sandigen, leichten Böden und braucht sonnige Standorte. In Baden-Württemberg wird das Gemüse hauptsächlich in der südlichen Rheinebene rund um Freiburg und in Nordbaden zwischen Baden-Baden und Mannheim auf einer Fläche von rund 2500 Hektar angebaut. Die Anbaufläche war in der Vergangenheit geschrumpft. Ein Sprecher des Agrarministeriums sagte: «Es wird davon ausgegangen, dass sich die Reduzierung der Fläche noch bis zu einem gewissen Grad fortsetzen und dann zu einer Stabilisierung führen wird.» Abzuwarten bleibe, inwiefern der Rückgang der Produktion durch Importe ausgeglichen werde.

Spargel wächst im Südwesten vor allem unter Folien oder unter Tunneln, in kleinen Mengen auch auf beheizten Feldern. Die Anzahl der Betriebe geht seit Jahren zurück. Waren es 2014 noch 314 Unternehmen sind es 2022 nur noch 258 Betriebe gewesen, wie der Verband berichtete. Im letzten Jahr wurden seinen Angaben zufolge 9 591,5 Tonnen Spargel im Südwesten geerntet.

Der Preis für den diesjährigen Spargel werde sich im Mittel der letzten beiden Jahre einpendeln, sagte Schumacher. «Ein großen Einfluss hat auch das Wetter.» Er verwies zudem auf die steigenden Kosten für Energie und den erhöhten Mindestlohn. Im Südwesten werden seiner Einschätzung nach zwischen 5000 bis 6000 Saisonkräfte im Einsatz sein, um bei der Ente zu Helfen. Die ersten seien schon vor Ort. Ohne sie komme man nicht zurecht. Zwar gebe es erste Prototypen von Robotern für die Ernte. Doch die Entwicklung sei noch nicht so weit, um sie dauerhaft einzusetzen.

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