Mo, 09.10.2023 , 10:16 Uhr

Saarlouis / Koblenz: Rassistischer Brandanschlag 1991 - Mehrjährige Haft wegen Mordes an Samuel Yeboah

Vor mehr als 30 Jahren stirbt ein junger Asylbewerber bei einem rassistischen Brandanschlag. Nun ist ein heute 52-Jähriger dafür verurteilt worden.

Koblenz / Saarlouis. Im Prozess um einen tödlichen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim 1991 in Saarlouis ist der Angeklagte unter anderem wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von sechs Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Das sagte der Vorsitzende Richter Konrad Leitges am Montag vor dem Oberlandesgericht (OLG) Koblenz. Die Verurteilung erfolgte nach Jugendstrafrecht, da der Angeklagte zum Tatzeitpunkt erst 20 Jahre alt war. Damit lag die Höchststrafe in diesem Prozess bei zehn Jahren. Verurteilt wurde der Mann unter anderem auch wegen versuchten Mordes und besonders schwerer Brandstiftung.

Der heute 52-jährige Deutsche stand seit November vor dem OLG. Die Anklage hatte Ende September neun Jahre und sechs Monate Haft gefordert. Die Verteidigung hatte hingegen gefordert, den Mann nur wegen Beihilfe zum Mord zu verurteilen. Er hatte im Prozess ausgesagt, bei dem Brand dabei gewesen zu sein, das Feuer habe aber ein damaliger Bekannter gelegt.

Die Tat, um die es seit November 2022 in dem Prozess ging, liegt 32 Jahre zurück. 1991 brannte ein Asylbewerberheim in Saarlouis. Der 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah aus dem westafrikanischen Ghana starb infolge der Flammen, zwei andere Hausbewohner sprangen aus einem Fenster und brachen sich Knochen. 18 weitere Bewohner konnten unverletzt fliehen. Die ursprünglichen Ermittlungen hatte die saarländische Polizei vor rund 30 Jahren zunächst eingestellt – und sich später für Defizite ihrer Arbeit entschuldigt.

Jahre später kam der Fall noch einmal ins Rollen. 2007 soll der heute 52 Jahre alte Deutsche auf einem Grillfest zu einer Zeugin gesagt haben: «Das war ich und sie haben mich nie erwischt.» Jahre später erstattet die Zeugin Anzeige, als sie laut eigener Aussage gelesen habe, dass jemand bei dem Brand umgekommen sei. (dpa)

Koblenz prozess Saarlouis
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

22.04.2024 Augsburg: Staatsanwalt fordert fast fünf Jahre Haft für Böllerwurf im Stadion bei 1899-Spiel Etwa ein Dutzend Menschen wurden wegen eines Böllerwurfs im Augsburger Bundesligastadion verletzt. Die Staatsanwaltschaft will den Haupttäter lange im Gefängnis sehen. Augsburg. Nach einem Böllerwurf mit rund einem Dutzend Verletzten während eines Bundesligaspiels hat der Staatsanwalt für den Hauptbeschuldigten vier Jahre und zehn Monate Gefängnis verlangt. In dem Prozess vor dem Landgericht Augsburg sagte der 22.04.2024 Augsburg: Böllerwurf mit 14 Verletzten bei Fußballspiel 1899 gegen FCA - Urteil erwartet Pyrotechnik ist ein Dauerthema in Fußball-Arenen. Bei einem Bundesligaspiel in Augsburg wurden etliche Menschen durch einen Böllerwurf verletzt. Welche Strafe ist dafür angemessen? Augsburg.  Nach der Böllerexplosion mit mehr als einem Dutzend Verletzten im Augsburger Bundesliga-Stadion will das Landgericht Augsburg an diesem Montag (9 Uhr) den Strafprozess gegen vier Männer abschließen. Am 11. November 2023 12.04.2024 Augsburg: Polizist dachte nach Böllerschlag bei Spiel 1899 gegen den FCA an Terrorattacke Immer wieder kommt es bei Fußballspielen zu verbotenen Böllerwürfen. Doch dieser war anders. Ein erfahrener Polizist befürchtete kurz sogar einen Anschlag von Terroristen. Augsburg. Nach der massiven Böllerexplosion beim Fußball-Bundesligaspiel zwischen dem FC Augsburg und der TSG 1899 Hoffenheim im Herbst 2023 hat ein auf die Fanszene spezialisierter Polizeibeamter zunächst sogar einen Terroranschlag für möglich 05.03.2024 Augsburg: Strafprozess nach Böllerwurf bei Spiel 1899 gegen FCA - Richter ist Bayerns Fußball-Verbandschef Eine Böllerdetonation erschüttert im Herbst das Bundesligaspiel Augsburg-Hoffenheim. Mehr als ein Dutzend Menschen werden verletzt. Der Fall kommt nun vor Gericht – die Richter-Ansetzung ist kurios. Augsburg. Der Strafprozess gegen mehrere Beschuldigte wegen eines Böllerwurfs im Bundesliga-Spiel Augsburg gegen Hoffenheim soll vom Präsidenten des Bayerischen Fußball-Verbandes, Christoph Kern, geleitet werden. Kern ist Vorsitzender Richter einer