So, 16.07.2023 , 09:52 Uhr

Südwesten: FDP kritisiert EU-Pläne für schärferen Pflanzenschutz - Widerstand im Südwesten

Weniger Chemie auf dem Acker: Die EU will den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln stark reduzieren. Dagegen gibt es Widerstand im Südwesten.

Die FDP wirft Grün-Schwarz mangelnde Glaubwürdigkeit bei ihrem Widerstand gegen den EU-Plan zum Pflanzenschutz vor. Der agrarpolitische Sprecher der Liberalen, Georg Heitlinger sagte in Stuttgart: «Die Widerstände von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Landwirtschaftsminister Peter Hauk gegen die Pflanzenschutzpläne der EU sind nur Scheingefechte für die Öffentlichkeit.» Auf Landesebene kochten die beiden schon lange ihr eigenes Süppchen und verfolgten selbst völlig utopische Ziele zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln.

Die Brüsseler EU-Behörde schlägt unter anderem eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030 vor. Grundlage für den Wert soll demnach die durchschnittlich verkaufte Menge aus den Jahren 2015, 2016 und 2017 sein. Die FDP-kritisierte den Vorstoß aus Brüssel und befürchtet ein Höfesterben. Heitlinger sagte, Fakt sei, dass nach dem aktuellen Stand in allen Wasserschutzgebieten, Naturschutzgebieten, Natura-2000-Schutzgebieten und Landschaftsschutzgebieten der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verboten wäre. «Nach ersten Abschätzungen wären damit insgesamt 48 Prozent, also gut die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Fläche im Land betroffen.»

Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) sagte, die aktuellen Entwürfe der Verordnung der EU zur Anwendung von Pflanzenschutzmitteln bräuchten mehr Praxisnähe. «Wer Ideologie über fachliches Wissen stellt wird zum Totengräber einer regionalen, verantwortungsbewussten und nachhaltigen Landwirtschaft.» Integrierter Pflanzenschutz von heute sei vielfältiger und der Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel nur ein Aspekt. Der zweite Pflanzenschutzmittelbericht des Landes habe gezeigt, dass Landwirte durchaus verantwortungsvoll damit umgingen und das es auch wirkungsvolle Instrumente zum Pauschalverbot gebe.

Der Nabu-Landesvorsitzende, Johannes Enssle, sagte, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln müsse reduziert werden, um das Artensterben zu bremsen. Er möchte keinen Hehl daraus machen, dass der Entwurf, den die EU-Kommission zuletzt vorgelegt habe, dringend nachgebessert werden muss. «Er enthält ein paar handwerkliche Fehler, die so nicht stehen bleiben können. So muss die Definition der sensiblen Gebiete, in denen Pestizide verboten werden, enger gefasst werden.» Außerdem müssten Pflanzenschutzmittel, die im Ökolandbau zugelassen seien, auch weiterhin zugelassen werden, sagte Enssle weiter.

Zugleich kritisierte der FDP-Politiker ferner den forcierten Ausbau des Ökolandbaus im Südwesten, um beim Klimaschutz und der Artenvielfalt voranzukommen. Im ökologischen Landbau gebe es geringere Erträge als in der konventionellen Landwirtschaft. «Mit dem Rückgang der Erträge in der Landwirtschaft im Land müssen entsprechende Mengen in den gewünschten Qualitäten aus dem Ausland eingeführt werden.» Ziel der Landesregierung ist ein Öko-Flächenanteil von 30 bis 40 Prozent bereits bis zum Jahr 2030. (dpa)

Pflanzenschutz Südwesten
Zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

04.11.2023 Land Baden-Württemberg rechnet 2024 mit steigenden Müllgebühren Seit Jahren kennen die Preise für die Müllabholung vor allem eine Richtung: nach oben. Das dürfte auch im kommenden Jahr so weitergehen, prognostiziert das Land und nennt Gründe. Stuttgart. Die Menschen in Baden-Württemberg müssen sich im kommenden Jahr wohl auf stärker steigende Müllgebühren einstellen. Aufgrund deutlich höherer Personalkosten und der Energiepreise «ist davon auszugehen, dass 10.09.2023 Mainz/Rheinland-Pfalz: DGB drängt auf Verbesserung des Tariftreuegesetzes Mainz. Der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) sorgt sich um die geringe Tarifbindung der Unternehmen in Rheinland-Pfalz. Das treffe nur noch auf 30 Prozent aller Betriebe im Land zu, sagte die Landesvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Susanne Wingertszahn, der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Nur noch die Hälfte aller Beschäftigten im Land falle unter den Schutz eines Tarifvertrags. 07.04.2024 Alzey: Banner und Traktoren - Landwirte demonstrieren bei Scholz-Besuch Alzey. Rund um den Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Spatenstich für das neue Werk des US-Pharmakonzerns Eli Lilly in Alzey an diesem Montag (8. April) planen Landwirte Proteste. An der Zufahrt zum Gewerbegebiet mit der Baustelle nahe der Autobahn 61 sollen Traktoren auf einer Grünfläche abgestellt werden, auch Banner mit Botschaften werden aufgestellt, 08.03.2024 Rheinland-Pfalz: Bestand an Sozialmietwohnungen gesunken Mainz. Der Bestand an Sozialmietwohnungen in Rheinland-Pfalz ist im vergangenen Jahr weiter gesunken. Mit 37 819 preisgebundenen Wohnungen lag die Zahl Ende 2023 um knapp 6,6 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, wie das Finanzministerium auf eine Anfrage des fraktionslosen Landtagsabgeordneten Andreas Hartenfels (BSW) mitteilte. Damit hat sich ein Rückgang des Bestands seit fünf Jahren