Nach dem Abebben der ersten Welle von COVID-19-Patienten strebt das Universitätsklinikum Heidelberg einer “neuen Normalität” entgegen. Wirksamer Schutz vor dem Coronavirus ist nach wie vor unumgänglich. Neben der Fokussierung auf die Bekämpfung der Pandemie sollen aber auch andere Behandlungsfelder wieder ins Bewusstsein rücken.
Ein Besuch im Neuenheimer Feld 140 – die Medizinische Klinik. Normal ist hier nichts – zumindest nicht für den, der den früheren Zustand kennt. Jeder Patient, der die Ambulanz betritt, bekommt einen Mund-Nasenschutz, Desinfektionsmittel, Temperaturmessung. Die Wege sind exakt definiert. Im Wartebereich: strenger Mindestabstand. Wer mit Verdacht auf Corona kommt, wartet in einem eigenen Bereich – mit noch größeren Abständen. An diesem Mittag ist jedoch niemand da. Wie überhaupt aktuell nur 16 COVID-19-Patienten in Heidelberg behandelt werden. In der Spitze im März waren es 60. Insgesamt waren 130 mit dem Coronavirus infizierte Patienten stationär zur Behandlung.
Dass die Coronafälle nun weniger wurden, dass die ganz große Welle, die alles überschwemmte, ausblieb, ließ die Verantwortlichen im Klinikum über eine „neue Normalität“ nachdenken. Sie stellten fest, dass in anderen Bereichen die Patientenzahlen erheblich abnahmen – was statistisch kaum nachvollziehen war. Die Zahl der Patienten mit Brustschmerzen ist beispielsweise um die Hälfte gesunken. Die Befürchtung: Aus Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus blieben die Menschen zu Hause. Herzinfarkte könnten so unerkannt geblieben sein. Der klare Appell des Kardiologen Prof. Dr. Hugo Katus: „Wer Beschwerden hat, soll wieder in die Klinik kommen!“ COVID-19-Patienten werden in jedem Fall von allen anderen getrennt behandelt und untergebracht.
Die Gefahr, das Gesundheitssystem zu überlasten, sehen die Mediziner nicht: Falls eine zweite Corona-Welle käme, sei man gut gerüstet, sagt Prof. Dr. Ingo Autenrieth, seit 1. April 2020 Ärztlicher Direktor am Uniklinikum im Gespräch mit RNF.
Was sich in der Akut-Phase der ersten Corona-Welle im März bewährt habe, wolle man beibehalten, beispielsweise das so genannte „Corona-Taxi“, mit dem Pflegefachkräfte und Medizinstudierende in Heidelberg unterwegs sind, um COVID-19-Patienten zu betreuen.
Während der Pressekonferenz am Universitätsklinikum am Freitag wurde auch bekannt, dass sich insgesamt 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums mit dem Coronavirus infiziert haben, 16 davon in Ausübung ihres Dienstes. Zehn hätten sich privat, zum Beispiel im Urlaub, mit dem Virus angesteckt.
Zusatzmaterial: